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EM-ReisefuehrerFrankreich

FRANKREICH | EURO 2016 69 LYON/ST.ÉTIENNE Von Haustür zu Haustür liegen weniger als 50 km zwischen dem brandneuenStadedesLumièresinLyonunddemheißen„Kessel“­Geoffroy- GuichardinSaint-Étienne.FürdieBewohnerderbeidenStädte–dieeher bürgerlichangehauchtenLyonnaisausderMetropoleunddieStéphanois, Enkel der Bergleute und Fabrikarbeiter einer vergangenen Zeit – könnte die Distanz größer nicht sein. Lyon,dasistwirtschaftlicheStärke,urbaneEleganz,kontinuierliches Wachstum. Verglichen mit diesem überlegenen, immer ein bisschen hochnäsigenNachbarnkommtdasvomSchicksalnichtgeradeverwöhnte Saint-Étienne ein bisschen armselig daher. Muss man sich da wundern, wenn der Fußball beim Aufeinander­ treffen dieser beiden mit symbolischer Bedeutung überfrachtet wird? Lyon gegen Saint-Étienne, das ist auf jeden Fall das verbissenste, das amhärtestenumkämpfteallerDerbysinFrankreich.Undessindjaauch zwei Hochburgen, die da aufeinandertreffen: mit zehn Meistertiteln zwischen 1957 und 1981 ist die AS Saint-Étienne immer noch offizieller Rekordmeister, musste dann aber zwischen 2002 und 2008 zuschauen, wie der reiche Nachbar sieben Meisterschaften am Stück holte. Auch im Derby liegt der Underdog aus Saint-Étienne noch vorn: Von 112 Derbys konnten die Grünen 42 für sich entscheiden, während der OL nur auf 38 Siege kommt. Am heiß ersehnten Europapokal sind allerdings beide immer vorbeigeschrammt. Dieses Trauma sitzt bei beiden gleich tief. NatürlichwerdendieUnterschiedezwischendenbeidenStädtenbei diesen Aufeinandertreffen auch immer gehörig übertrieben. Da holen die Medien die alten Geschichten aus der Mottenkiste, und die Ultras auf beiden Seiten überbieten sich im gegenseitigen Beschimpfen. Je wüster und absurder, desto besser. Eine Kostprobe? Die OL-Fans in der Saison 2000/2001: „Als in Lyon das Kino erfunden wurde, verreckten Eure Väter imBergwerk.“PostwendendeAntwort:„Vor30JahrenschrienEureVäter: Allez les Verts!“ So was sitzt. Im wirklichen Leben geht’s weitaus zivilisierter zu. Wer sich als Besucher Zeit nimmt, beide Städte zu erkunden, wird rasch feststellen, dassderWohlstandzwareinbisschenungleichverteiltist,jedevonihnen aber ihre eigene Dynamik und ihren eigenen Reiz hat. Ziemlich beste Feinde! Von den sozialen Gräben in der Provinz. „Allez, les Verts!“ Optimismus bei den Saint-Étienne-Fans vor dem Europacup-Finale 1976.

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