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EM-ReisefuehrerFrankreich

FRANKREICH | EURO 2016 125 MARSEILLE/NIZZA Das Einzige, was die kochende Hafenstadt Marseille und die schil- lernde Touristen-City Nizza miteinander verbindet, ist dieses Blau, das diesem berühmten Küstenstrich seinen Namen gab. Da kann man die Küste noch so sehr zubetonieren und überbevölkern, das Blau bleibt. Egal, woher man kommt, wenn man von Notre-Dame in Marseille oder vom Schlosshügel in Nizza aufs Meer blickt, hat man unwillkürlich ein Gefühl der Unfairness: wieso haben die dieses Blau und wir nicht? Natürlich ist in beiden Städten nicht alles blau, was glänzt. Aber die Côte d’Azur bleibt ein Sehnsuchtsort für die Nordlichter Europas. Ent- sprechend viele von ihnen trifft man dort an, zu jeder Jahreszeit. Die Côte war allerdings nicht immer Ferien-Destination – in den Jah- ren des Nationalsozialismus suchte eine ganze Riege deutschsprachiger Intellektueller wie Heinrich und Thomas Mann oder auch Bertolt Brecht und Stefan Zweig dort Zuflucht vor Verfolgung, in großer Unsicherheit, wohinderWegführenwürde.ZudieserZeitwurdederOrtSanary-sur-Mer bei Toulon „Hauptstadt der deutschen Literatur im Exil“ genannt. Wie schön, dass wir heute einfach nur zum Fußball vorbeischauen dürfen!DieCôted’Azurzeigtsichfußballbegeistert,mitzweitollenStadien und insgesamt zehn Spielen von der Gruppenphase bis ins Halbfinale. FürMarseilleistdasselbstverständlich.MarseillebrauchtdenFußball wie die Luft zum Atmen. Die komplizierte Millionenstadt benötigt ein identitätsstiftendes, die krassen sozialen, religiösen und ethnischen GegensätzeübergreifendesVentil,ummitsichselberklarzukommen.Der „OM“, das ist keine Kleinigkeit, und das Stade Vélodrome hat die Bezeich- nung „heidnischer Tempel“, wie es unser Autor nennt, mehr als verdient. Nizza braucht den Fußball nicht. Die Stadt hat ein anderes Sozialge- füge, hat die Kurven in die Moderne elegant genommen und steht wirt- schaftlichstabilaufdenBeinenseinerzahlungskräftigeninternationalen Kundschaft. Aber der Fußball tut ihr gut. Er erinnert sie daran, dass sie nicht nur aus Jetset-Touristen besteht, sondern auch aus einer arbei- tenden Bevölkerung. Einladend sind beide auf ihre Weise. Und genießen Sie das unfair verteilte Blau, solange Sie da sind! Voll ins Blaue! Fußball an der Côte d‘Azur. Die Côte d‘Azur, ein wahres Kontrastprogramm.

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