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EM-ReisefuehrerFrankreich

FRANKREICH | EURO 2016 63 ST.DENIS FragenderRaumordnung.Zielwar, das Stadion in die Neugestaltung desPariserUmlandseinzubeziehen, um die Bausünden der 60er und 70erJahreteilweisezukompensie- ren.Sofiel1991untersiebenernst- haftenKandidatendieWahlaufden OrtSénartimSüdostenderHaupt- stadt, 30 km vom Pariser Zentrum entfernt,einedieserRetortenstädte, die in den 70ern aus dem Boden gestampftwurden,umdieHauptstadt zuentlastenundfürerschwingliche Wohnungen zu sorgen. LeiderwarendieUmständeder Entscheidungsfindung auch im schlechtestenSinnepolitisch:1993 gabesNeuwahlen,undFrankreich fand sich in einer sogenannten „Kohabitation“gefangen,indersich deramtierendeStaatspräsident,der Sozialist François Mitterrand, und der gaullistische, also eher christ- demokratische Premierminister ÉdouardBalladureineArtGraben- kampf lie­ferten. Wie eine große Koalition, nur noch verfahrener! Dann mischte sich auch noch der damalige Pariser Bürgermeister JacquesChiracein,der sichfürdie Industriebrache der ehemaligen Kokerei und Gasometer in der sogenannten Plaine Saint-­Denis starkmachte.FürihnwardasStadion ein potentieller Motor für die Ent- wicklungdiesessozialenBrenn­­­­­­­punkts inunmittelbarerNach­bar­­schaftder Hauptstadt und gleich­­zeitig die Gelegenheit,seinemRivalenMitter- rand in die Suppe zu spucken. Die endgültige Entscheidung zog sich so lange hinaus, dass den vier Architekten Michel Macary, AymericZublena,MichelRegembal und Claude Costantini schließlich gerade mal drei Jahre blieben, um das Gebäude fertigzustellen. Im 21. Jahrhundert mit seinen ganzaufdenFußballzugeschnitte- nenArenenwirddasStadedeFrance oftkritisiert:dieZuschauerseienzu weitvomSpielfeldentfernt,eskomme keineechteStadionatmosphäreauf, esseiimGrundschonbeiderEröff- nung altmodisch gewesen. Solche simplenVorwürfegreifenetwaskurz. Schaut man genauer hin, ist das Stade de France eine konzeptuelle undarchitektonischeMeisterleistung. Das Stadion ist nicht nur in seinerÄsthetiksehrgelungen,son­ dern auch im Detail durchdacht. Haupt­anliegen der Bauherren war die Sicherheit der Zuschauer. Dazu darfmannichtvergessen,dassParis bereitsMitteder90erJahreeinZiel terroristischer Angriffe war, unter anderemdurchdieradikal-islamis- tische Organisation G.I.A. Es ging also darum, die Zuschauerströme im Notfall so effizient wie möglich evakuieren zu können. In dieser HinsichtorientiertsichdieStadion­ architektur an den römischen ­Amphi­theatern mit ihrem System der „Vomitorien“: das Spielfeld ist um einige Meter in den Boden ver­ senkt, die Zuschauer treten im unteren Drittel des Gebäudes ein undwendensichdannaufgetrenn-

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