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EM-ReisefuehrerFrankreich

FRANKREICH | EURO 2016 87 ST.ÉTIENNE ter und kreativ, trübsinnig und plötzlichfröhlich.VollmitVereinen und Gesell­schaften aller Art. Wie dieLinieneinerHandlässtsiesich entschlüsseln von dem, der sie zu lesen weiß. Sie hat eine leicht surreale Poesie, die nicht alle haben. Ihre Industriebrachen ähneln denendesRuhrgebiets.Normal,sie hat ja auch dasselbe Schicksal erlitten, ohne den Vorteil zu haben, in einen riesigen Ballungsraum ein­gebundenzusein.DieDesindus­ tri­ali­sierung hat sie hart getroffen, ihre Gewissheiten sind eine nach der anderen in sich zusammenge- fallen. Jahrzehntelang litt „Sainté“ andreiKrankheiten:Bevölkerungs- schwund,schleichendeVerarmung unddiechronischeUnfähigkeitzum Vergessen.WendieNostalgieeinmal imGriffhat,denlässtsiesoschnell nicht los … Saint-Étienne, das ist eine flei­ ßige und hart arbeitende Vergan- genheit, die besungen, erzählt, beweint wird. Das können die Bür- gerlichennichtbegreifen,obesjetzt die „Erzfeinde“ aus dem schnöse- ligenLyonsindodervonwoanders- her. Vielleicht mag die Stadt auch deshalb das Theater so sehr. „La Comédie de Saint-Étienne“ ist ein Theater von nationalem Rang mit einem starken Hang zu zeitgenös- sischenAutoren,derBerliner„Schau- bühne“ durchaus ebenbürtig. Seit Jean Dasté, der das französische Theater in der Nachkriegszeit aus Parisherausgetragenhat,inseinen Inszenierungen ab 1947 Arbeiter, Fußballer und Professoren zusam- mengebracht hat, sprießen hier die Theatergruppen nur so aus dem Boden. Saint-Étienne ist in ständigem Erzählfluss. An irgendeiner Ecke wirddieStadtIhnen„Fouilla“insOhr flüstern. Tun Sie einfach so, als sei das normal. Das ist ein leicht ver- rücktesWort,daszuallenmöglichen Zwecken verwendet wird, irgendwo zwischen „Na sowas!“, „Nee jetzt?“ Die „grünste“ aller Industriestädte.

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