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EM-ReisefuehrerFrankreich

FRANKREICH | EURO 2016 31 LILLE „Moroa“),derHelmutKohlinseiner selbstbewussten, ruhigen Kraft ähnel­te,gabalsodemneuenStadion von Lille seinen Namen, das nun seinenveralteten,ziemlichherunter­ ge­kommenen Vorgänger namens Grimonprez-Joorisersetzt,derganz inZentrumsnähelagundmittlerweile abgerissen wurde. Dieser Wechsel illustriert den Übergang des Liller Clubs in den Fußballdes21.Jahrhunderts,indas rationalisierte, finanziellen und sicherheitstechnischenSachzwän- gen unterworfene Entertainment-­ Business.Mitseinen50.000Plätzen, seinem Schiebedach, seiner ins DachintegriertenLeuchtröhrenstellt das in der Vorstadt angesiedelte StadePierreMauroyeinebeacht­liche InfrastrukturimSinnedesZuschau- erkomforts dar. Trotzdem:wennSienichtgrade ein echter Fan des LOSC (also des LilleOlympiqueSportingClub)oder einbesondersgewiefterKennerdes europäischen Fußballs sind, dann werdenSieLillenichtunbedingtmit FußballinVerbindungbringen.Diese BildungslückewerdeichimFolgen- den gerne schließen. Hier zunächst ein paar Fakten: DerLOSC–nichtbuchstabierenwie VfBoderBVB,sonderneinfach„Losk“ aussprechen–isteinKindderNach­ kriegszeit,erentstand1944ausdem Zusammenschluss der Olympique LilloisunddesSportingClubFivois; undindieNachkriegszeitfallenauch gleich seine größten Erfolge: zwei Meistertitel1946und1954undgleich fünf Pokalsiege (1946, 1947, 1948, 1953 und 1955). IndieserZeitsinddie„Doggen“ – so der Spitzname, der dem LOSC und seinen Fans verliehen wurde (französisch„doog“ausgesprochen) – wirklich gefürchtet und beißen nach allem, was sich auf ihrem Spielfeld tummelt. Einige Spieler erwerben sich eine Reputation, die auf den noch jungen Club abfärbt. Dabei denke ich besonders an den unglaublich regelmäßigen Jean Baratte – 20 Tore Jahr für Jahr in den40erund50erJahren;anAndré Strappe,der1952alsNationalspie- ler im ersten Freundschaftsspiel Der Autor Williams Nuytens Jahrgang 1973, ist Soziologe und leitet ein interdisziplinäres Forschungszent- rum an der Université d’Artois. Seine Publikationen über die Fanszene behan- deln Themen wie Gewalt und Sicherheit im Stadion. Aus der Rivalität zwischen Lille und Lens hält er sich raus: seine Liebe gilt den kleinen Clubs im Norden und ihrer authentischen Atmosphäre.

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