Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

DFB Journal 03-2015 - Der Profi und seine Heimat

AMATEURFUSSBALL

86 DFB JOURNAL 03 | 2015 ›› AMATEURFUSSBALL ein Familienunternehmen. Die Bells sind die guten See- len des Vereins. Stefan Bells zwei Jahre jüngerer Bruder Michaelspieltbeiden1.Herren,seineMutterMaritaputzt dasVereinsheimundleitetzusammenmitseinerSchwes- terSusannedenVerkauf,VaterNorbertverrichtetanste- hende Reparaturen. Großvater Alfons war in den 70er- Jahren mal 1. Vorsitzender. Wahrscheinlich dachten viele, dass der Bundesliga- profi Stefan Bell dem FV „Vilja“ Wehr schnellstmöglich den Rücken kehren würde. Marita Bell wusste es besser: „Das habe ich schon erwartet, dass er hier bei uns wei- ter mithilft.“ Ahnung vom Fußball? Da lacht sie. Aber wenn Mutter Bell rückblickend klug analysiert, wie wich- tig der Wechsel ihres Sohnes zu den Regionalliga-Juni- oren der TuS Mayen war („Mehr Biss im Training, ganz anderer Ehrgeiz der Jungs“), wird klar: Hinter jedem Bundesliga-ProfisteckteinstarkesElternhaus.VaterBell erzählt, wie er beim Bau der Garage eine Dämmschicht einbaute, damit der Junior stundenlang den Ball gegen die Wand ballern konnte: „Stefan wollte immer Fußball spielen. Ich musste die Nachbarn schützen.“ Heute ist Stefan Bell ein Idol in seinem Heimatort. Wenn er zweimal pro Jahr das Jugendtraining leitet, stehen an die 100 Kinder Schlange. Zweimal lud Bell die JugendabteilungzuBundesliga-Spieleneinundbezahlte selbst die Eintrittskarten. Die drei dünnen Lichtmasten, die der kleine Verein vor langer Zeit auf einer Seite des Aschenplatzes errichtet hatte, reichten nie aus. Im Win- ter war’s auf einer Platzhälfte schummrig, auf der ande- ren immerhin nicht stockdunkel. Dank Stefan Bell strah- len nun beide Platzhälften hell, das Geld stammte aus DFB-ZahlungenfürseineEinsätzebeidenU19-Junioren. „Unsere Amateure. Echte Profis.“ – so lautet der Slogan der DFB-Amateurfußball-Kampagne, die Bewusstsein für die wertvolle ehrenamtliche Arbeit in den Fußballvereinen schaffen soll. Als man ihn fragte, ob er eines der Gesichter hierzu werden wolle, sagte Bellsofortzu.Erkannauchdistanziertsein,abwartend, aber beim Thema Ehrenamt sagt er schnell und mit Nachdruck: „Ohne geht es nicht. Das Ehrenamt ist die Basis für den Fußball in Deutschland. Den Sport hält man nicht am Leben mit Leistungszentren und Stütz- punkten. Die Basis wird immer der kleine Verein blei- ben. Von den sieben Millionen DFB-Mitgliedern sind doch 6,5 Millionen in einem kleinen Verein aktiv.“ Jetzt träumt man in Wehr von einem Kunstrasen. Doch der kostet rund 400.000 Euro, eine Menge Geld. Selbst ein sogenannter Hybridplatz, also teilweise Kunst-, teilweiser echter Rasen, würde 75.000 Euro kosten. Gerade bei der Jugendarbeit wird der Aschen- platz immer mehr zum Standortnachteil. Trotz der für den kleinen FV „Vilja“ Wehr astronomischen Summen, ist Stefan Bell zuversichtlich: „Wir werden die nächsten Jahre auf jeden Fall etwas auf die Beine stellen. Auch wenn es ein weiter Weg sein wird.“ Aber die weiten Wege kann er ja.

Seitenübersicht