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DFB Journal 03-2015 - Wer erinnert, vergisst nicht

JULIUS HIRSCH PREIS

03 | 2015 DFB JOURNAL 65 ›› JULIUS HIRSCH PREIS Die Supporters Crew 05 e.V. wurdeinLeipzigamMittagvordem 2:1-Sieg in der EM-Qualifikation gegen Georgien mit dem Julius Hirsch Preis 2015 ausgezeichnet, weil der Fandachverband des Tradi- tionsklubs 1. SC Göttingen 05 enga- giertdieErinnerunganjüdischeMit- glieder wieder in die Öffentlichkeit trug. Indem sie Lesungen und ein Fußballspiel veranstalteten und in derGronerStraßeStolpersteinever- legten, brachten Göttinger Fans Ludolf Katz’ Lebensgeschichte wie- der an die Oberfläche. Das entschlossene Eintreten geradegegenAntisemitismusbleibe einebesondereVerantwortung,auch fürdenFußball,sagteDFB-Präsident WolfgangNiersbachvor350Gästen bei der Preisverleihung. „Wir Fußbal- ler müssen uns einsetzen gegen jede Bewegung nach rechts“, sagte Niers- bach. ThomasdeMaizière,fürdieVer- leihung von Berlin nach Leipzig und anschließend direkt wieder in die Hauptstadtgereist,sprachinseiner Festrede über Erinnerung und Geschichte: etwa über die besonde- ren Momente 1954, über Lehmanns Zettel 2006 und die unbeschreibli- chen 18 Minuten gegen Brasilien im Sommer 2014. Dann sagte der für den Sport verantwortliche Bundes- innenminister: „Viele Spieler erin- nern sich aber auch bis heute an rassistische Rufe in Fußballstadien. Nicht nur in Italien. Auch bei uns.“ Erinnerungen seien wichtig, um sich der eigenen Geschichte zu ver- gewissern, sagte de Maizière, und bedankte sich beim DFB „von gan- zemHerzenfürdieAusrichtungund Vergabe dieses Preises. Denn der Fußball hat eine Bedeutung über den Sport hinaus.“ Und de Maizière sagteauch:„Erinnerungistwichtig. Aber angesichts der aktuellen Her- ausforderungen für das Land brau- chen wir auch Leute, die handeln, die mit anpacken, die helfen.“ Der diesjährige Preisträger, die Supporters Crew, reiht sich ein in eineListevonengagiertenundcou- ragierten Personen und Organisa- tionen, die sich im und um den Fuß- ballverdientgemachthaben,indem sie Erinnerungskultur gestalteten, und dafür den Julius Hirsch Preis erhalten haben. Erster Preisträger im Jahr 2005 war der FC Bayern München. Seit genau zehn Jahren verleihtderDFBdenPreisundstärkt damit einzelnen Menschen, Fan- gruppen und Vereinen den Rücken, die sich gegen Rassismus und Dis- kriminierung stellen. Der zweite Platz bei der diesjäh- rigen Veranstaltung ging an den „VfB für Alle e.V. Oldenburg“, eine Faninitiative im Umfeld des Regio- nalligaklubsVfBOldenburg,diesich gegen alle Formen von Diskriminie- rung und für Flüchtlinge einsetzt. Für Aufmerksamkeit über das Sta- dion hinaus sorgten Choreos wie „Keine Homezone für Nazis“ und „Schwul ist kein Schimpfwort“. Das Streetwork Fanprojekt der Stadt HalleanderSaale,einesvonaktuell 54 hauptamtlich arbeitenden sozi- alpädagogischen Fanprojekten in «DieVergangenheitvergeht nicht. Was junge Leute geschaffen haben, zur Ver- teidigungunsererDemokra- tie,auchangeregtdurchden Julius Hirsch Preis, dafür kann man dankbar sein.» OTTO SCHILY Bundesinnenminister Thomas de Maizière erinnerte an die Bedeutung des Fußballs über den Sport hinaus. Deutschland,wurdemitdem3.Preis für seine regelmäßigen Reisen in die Gedenkstätte Auschwitz und nach Israel ausgezeichnet. 750 Bewerbungen sind seit 2005 beim DFB eingegangen, 30 Sieger wurden ausgezeichnet, EhrenpreiseetwaandenZEIT-Chef- redakteur Giovanni di Lorenzo oder den Vize-Europameister Thomas Hitzlsperger verliehen. Alle 30 Sie- ger waren bereits am Tag zuvor für einen Workshop eingeladen, eine 70-seitigeBroschüreimedlenSchu- berwardenzehnJahrengewidmet. WürdigerRahmenfüreineAuszeich- nung, die gerade vergangenes Jahr mit der Prämierung der Münchner Ultra-Gruppe Schickeria für deren Landauer-Choreografien noch mal an Bedeutung gewonnen hat. EinAmtsvorgängerdeMaizières war ebenfalls Gast in Leipzig. Otto Schily, Bundesinnenminister a.D., hatte seit 2005 der Jury des Julius Hirsch Preises angehört. In Leipzig nun legte er diese Aufgabe nieder und gab dem Preis zum Abschied mit auf dem Weg: „Demokratie ist immerinGefahr.DieVergangenheit vergeht nicht. Was junge Leute geschaffenhaben,zurVerteidigung unsererDemokratie,auchangeregt durch den Julius Hirsch Preis, dafür kann man dankbar sein.“ Thomas Hitzlsperger hielt die LaudatioaufdendiesjährigenPreis- träger. „Die Überzeugung, dass ein Fußballklubmehristundmehrkann, als einmal in der Woche Fußball zu spielen, macht die Göttinger Sup- porters Crew aus“, sagte der 52-maligeNationalspielerundVize-

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