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DFB Journal 03-2015 - Andreas Hirsch im Interview

JULIUS HIRSCH PREIS

70 DFB JOURNAL 03 | 2015 Herr Hirsch, Sie sind heute 53 Jahre alt, Ihr Groß- vater Julius Hirsch wurde 1943 nach Auschwitz deportiertunddortermordet. Wann haben Sie selbst erstmals seine Geschichte gehört? »Endeder70er-Jahre.NachdemwirdieSerie„Holo- caust – Die Geschichte der Familie Weiss“ im Fern- sehen gesehen haben, hat mein Vater mir erzählt, was meinem Großvater widerfahren ist, ich muss so 16 Jahre alt gewesen sein. Nachdem er mir alles erzählt hatte, von den Länderspielen und von der Deportation nach Auschwitz, bin ich am Morgen danach verändert aufgewacht. Ich bin anders in die Schule gegangen. Ich fühlte mich teilweise aus der GruppederMitschülerherausgenommen.Ichwurde plötzlich viel sensibler. Dieser Tag, als mein Vater mirvonmeinemGroßvatererzählte,bleibtbisheute meine stärkste kindliche und jugendliche Erinne- rung. Vorher hatte Ihr Vater nie etwas erzählt? » Schon, aber Väter lassen doch die schlimmsten Dinge weg, wenn sie ihren Kindern etwas erzählen. Mein Vater hat bedacht, was man einer Kinderseele zumuten kann, und das war auch gut so. DerAusschlussausdemKarlsruherFV1933geschah im vorauseilenden Gehorsam des Fußballs. Empfan- den Sie nicht irgendwann auch eine gehörige Wut auf den Fußball? » Bei mir entstand das Bedürfnis, immer mehr his- torisch zu verstehen, wie es dazu kommen konnte. DieseDokumente,diemeineElternaufbewahrthat- «ES WAR EBEN KEIN SCHICKSAL» Andreas Hirsch hat vor zehn Jahren viel Vertrauen in den DFB gesetzt. Seitdem verleiht der Fußball-Dachverband einen Preis im Namen von Julius Hirsch. Der Enkel des in Auschwitz ermordeten deutschen Nationalspielers sieht die Entwicklung des Preises sehr positiv. Eine klare Botschaft gegen Rassismus auszusenden – genau darum gehe es. Und darüber hinaus sei die öffentliche Anerkennung für den Preis gewachsen. Interview Thomas Hackbarth

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