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DFB Journal 03-2015 - Typisch Thomas

DIE MANNSCHAFT

20 DFB JOURNAL 03 | 2015 ›› DIE MANNSCHAFT ren Ende des Spielfelds gibt Müller dieser Mannschaft etwas Entscheidendes: Er gibt ihr Zeit. Es wird ja gerne unterschätzt, wie sehr sich die Weltmeister-Mannschaft seit Rio verändert hat. Prä- gende Spieler wie Philipp Lahm, Miroslav Klose und Per Mertesacker haben aufgehört, tragende Säulen wie BastianSchweinsteigeroderSamiKhedirafehltenimmer wieder mal verletzt. So hat ein neues, junges Team im laufenden Qualifikationsbetrieb immer wieder neue Hierarchien und Automatismen ausbilden müssen, und das funktioniert selbst bei einer hochbegabten Gene- rationnichtkomplettreibungslos,wiedieQualifikations- NiederlageninPolenundIrlandgezeigthaben.Soeiner MannschaftkannnichtsBesserespassierenalseinSpie- ler, auf den sie sich verlassen kann. Der ihr im entschei- denden Moment die entscheidenden Tore garantiert, so wie hinten Manuel Neuer die entscheidenden Para- den anbringt und Jérôme Boateng die entscheidenden Zweikämpfe gewinnt. Thomas Müller kann mit dieser Mannschaft nicht nur Turniere prägen, er bringt sie mit seinerTreffsicherheitauchsicherdurchdieÜbergangs- phase zwischen WM und EM. Man müsse an der Chancenverwertung arbeiten, hat Thomas Müller nach dem 2:1 im abschließenden EM-QualifikationsspielgegenGeorgiengesagtundeinen typischenMüller-Satzangehängt:„Dasmussmanabstel- len, aber man kann jetzt nicht hergehen und sagen: ,Iss eine Banane mehr und dann klappt‘s.‘ Das muss man trainieren.“ Auch deshalb ist dieser Müller ja gerade so überlebenswichtig für die Mannschaft von Joachim Löw: Weil er da ist, kann die Mannschaft sich ihre aus- baufähige Torquote im Moment leisten. Zur Not schießt der Müller, wie gegen Georgien, halt einen Elfmeter rein. Im Moment hat der deutsche Fuß- ball nicht gerade ein Überangebot an gelernten Angreifern, aber Joa- chimLöwkanndamitganzgutleben. Er hat ja Thomas Müller, der – ganz gleich, ob er rechts oder in der Mitte steht – immer seinen Torriecher aktiviert hat. In dem Verein, für den Thomas Müller spielt, wird der „Führungsspieler“ seit Jahrzehnten heiliggespro- chen; beim FC Bayern legen sie traditionell Wert auf Profis, an denen sich die Mitspieler orientieren können. Man muss aber davon ausgehen, dass sich das Profil einesFührungsspielersindenvergangenenJahrenund Jahrzehntenschleichendgewandelthat.Esgehtzuneh- mend weniger darum, auf dem Platz sogenannte „Zei- chen“ zu setzen, also einen Gegner auch mal sittenwid- rig zu attackieren, um sich „Respekt zu verschaffen“, wie das in der Führungsspieler-Sprache immer hieß. So einer ist Thomas Müller nicht, und er wird das auch nie sein. Müller ist, ähnlich wie Neuer oder Boateng, ein Führungsspieler neuen Typs. Müllers Rolle ist es, der eigenen Mannschaft ein gutes und der gegnerischen Mannschaft ein schlechtes Gefühlzugeben.DieeigeneMannschaftkannsichsicher und beschützt fühlen von diesem Spieler, obwohl Mül- ler keiner ist, der mit seinen Pässen das Spiel ordnet und strukturiert. Aber die Mitspieler spielen Fußball in der Gewissheit: Unsere Bemühungen werden sich loh- nen, denn irgendwann ist der Müller da. Die gegneri- sche Mannschaft dagegen lebt in der ständigen Gefahr, dass sie diesen Müller für einen einzigen Augenblick übersieht. Dass er von irgendwoher vors Tor gebogen kommtunddenBallinsTorschießt,köpftoderstochert. Bei Weltmeisterschaften hat Thomas Müller auf der ganz großen Bühne schon bewiesen, was für ein Kerl erist,zweimalwarerschoneineganzgroßeStory,2010 und 2014. Mit Europameisterschaften hat er dagegen noch eine Rechnung offen. Die vergangene EM in Polen undderUkrainehatdiesergroßeTorjäger,damalsnicht in der Top-Form wie heute, nicht standesgemäß verlas- sen: Beim 1:2 gegen Italien im Halbfinale wurde er erst in der 71. Minute eingewechselt. «Wir wollen nach Frankreich, um den Titel zu holen. Das kann natürlich niemand garantieren, aber alles andere wäre tiefgestapelt für einen Weltmeister.» Siege, Niederlagen, Tore – Müller in Zahlen auf www.dfb.de

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