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DFB Journal 03-2015 - Wer erinnert, vergisst nicht

JULIUS HIRSCH PREIS

64 DFB JOURNAL 03 | 2015 Zehn Jahre nach der ersten Verleihung des Julius Hirsch Preises wurde in Leipzig eine Fangruppe aus Göttingen ausgezeichnet, die mit zahlreichen Aktionen an ein jüdisches Vereinsmitglied erinnerte. DFB-Präsident Wolfgang Niersbach rief dazu auf, sich gegen jede Bewegung nach rechts einzusetzen. Bundesinnenminister Thomas de Maizière bedankte sich für die Ausrichtung der Veranstaltung. Der Julius Hirsch Preis ist ein wichtiger Bestandteil des deutschen Fußballs geworden. WER ERINNERT, VERGISST NICHT Text Thomas Hackbarth D er Junge ist sportbegeistert, ganz besonders gerne spielt und verfolgt er den Fußball. Er ist 15 Jahre alt, da wird er Mit- glied beim 1. SC Göttingen 05. Er kegelt, mit jüdischen Freunden schlägt er stundenlang die Bälle übers Tennisnetz. Doch besondere Begeisterung empfindet der glü- hende Fan des SC Göttingen eben für den Fußball. Und dann ändert sich alles für Ludolf Katz. Am 30. Januar 1933 ernennt Reichspräsident Paul von Hinden- burgdenNSDAP-VorsitzendenAdolf Hitler zum Reichskanzler. Nicht lange und der „Kicker“ druckt eine Erklärung des DFB ab, dass „Ange- hörige der jüdischen Rasse“ in füh- renden Stellungen der Landesver- bände und Vereine „nicht für tragbar“ erachtet werden. In der Groner Straße, wo Katz‘ Eltern ein Herrenkonfektionsgeschäftführen, und anderswo werden Juden diffa- miert,Geschäftebeschmiert.Alsdie SA durch die Straße zieht, wird Ludolf Katz zusammengeschlagen. Die Zeitung berichtet am nächsten Tag, er habe den vorbeimarschie- renden Nazis die Zunge rausge- streckt. Ludolf Katz ist 30 Jahre alt, als ihn der SC Göttingen nach 15 JahrenMitgliedschaftausdemVer- einausschließt.Wasihmwiderfährt, müssen jüdische Fußballer im gan- zen Land erleben und durchleiden. Und als der Krieg endet, wird ihre Geschichte verdrängt und totge- schwiegen. Jahrelang.

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