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SHS Jahresbericht 2012

ben.“ Denn es galt auch steuerliche Hürden zu übernehmen; die Vereine fürchteten, die Gemeinnützigkeit zu verlieren, auch fürchteten sie die zehnprozentige Vergnü- gungssteuer. Dass sein Traum quasi aus steuerlichen Gründen scheitern würde, wollte der Bundestrainer nicht einfach so hinnehmen. Nachdruck verlieh diesen Worten die Natio- nalmannschaft bei der WM in Chile. Das frühe Aus im Viertelfinale bekräftigte die Skeptiker, die das herrschende System für den Niedergang des deutschen Fußballs verantwortlich machten. Hinzu kam, dass immer mehr Nationalspieler, die in Deutschland nur 400 Mark im Monat ver- dienen durften, ihr Heil im Ausland such- ten. Italien angelte sich Spieler wie Schnel- linger, Szymaniak oder Brülls, auch an Uwe Seeler wurde schon gebaggert. Diese Ent- wicklung spielte Herberger in die Karten. Schon auf dem DFB-Bundestag in Stuttgart – also noch vor Chile – war beschlossen worden, dass auf dem nächsten Bundestag über die Bundesliga-Gründung abgestimmt werden sollte. „Endlich haben wir sie!“ Am 28. Juli 1962 war es im Goldsaal der Dortmunder Westfalenhalle endlich so weit. Auch Herberger war als Bundestrainer als Delegierter für die Region Mannheim für den Süddeutschen Verband stimmberech- tigt. Noch während der Auszählung gab er sich gegenüber Reportern skeptisch, aber auch einer wie er konnte sich einmal irren. Das überwältigende Ergebnis von 103:26 gab Herberger und den anderen Vorkämpfern lauthals recht. Als Sepp Herberger den Goldsaal verließ, strahlte er übers ganze Gesicht: „Diese Entscheidung macht mich froh. Endlich haben wir sie.“ Nun galt es, dem Kind das Laufen beizu- bringen. Herbergers Kampf war noch nicht zu Ende und sein Rat und seine Fähigkeiten wurden weiterhin gebraucht. Am 1. März 1963 etwa rief ihn Hans Körfer vom DFB- Spielausschuss an und informierte ihn von Strömungen in der fünfköpfigen Bundes- liga-Kommission. Deren Aufgabe war es unter anderem, die Anzahl der Teilnehmer festzulegen. Körfer bat Herberger, in der Frage „16 oder 18 Klubs“ Einfluss zu neh- men. Wörtlich schreibt Herberger leicht amüsiert: „Gleichermaßen empfiehlt er mir auch die ,Bearbeitung’ von Neuberger.“ Dahingehend, dass es bei 16 Klubs bleibe. Einen Brief in gleicher Sache erhielt er von Franz Kremer, Kölns Präsident, der ihm seine Argumente für eine 16er-Liga schickte und um „Zusätze oder Änderungs- vorschläge” bat. Mit dieser Frage beschäftigte sich auch der DFB-Beirat im Mai 1963 in Köln, und wieder saß Herberger mit am Tisch, als die end- gültige Größe (16 Klubs) festgelegt wurde. „Nach dem Spiel ist vor dem Spiel!“ Als die Liga am 24. August 1963 startete, saß Herberger in Karlsruhe und sah Duis- burgs Helmut Rahn, seinen Berner Helden, stürmen. Rahn, zuvor in den Niederlanden aktiv, war eigens wegen der Bundesliga nach Deutschland zurückgekehrt. Auch dieses Detail mag den Bundestrainer in seinem Engagement um die neue Klasse bestätigt haben. Dem „Fußball Sport“ gab er am nächsten Tag ein Interview und sagte: „Natürlich erleichtert mir die Kon- zentration der Spitzenkräfte in der Bun- desliga die Arbeit. Ich werde möglichst viele Bundesliga-Spiele besuchen.“ Es war eine bittere Ironie der Geschichte, dass er selbst nur ein Jahr von der Ein- richtung jener Institution profitieren konnte, für die er an beinahe jedem Tag in seiner 28-jährigen Amtszeit gekämpft hatte. Mit dem Ergebnis seiner Bemühun- gen konnte er dennoch sehr zufrieden sein. Bei einem Vergleich der Zustände von „früher“ und „heute“ kommt er 1967 zu einem vollauf befriedigenden Zwischen- ergebnis. „Alle Kandidaten auf kleinem Tablett – Schärfste Konkurrenz und Riva- lität um den Platz an der Sonne – Die Zeit für Spaziergänge ist vorbei! – Die Vereine liefern fertige Spieler – Tägliches Training – Nach dem Spiel ist vor dem Spiel!“ 6

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