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SHS Jahresbericht 2012

Resozialisierung

22 Resozialisierung Es war Sepp Herberger selbst, der 1970 die Landesstrafanstalt Bruchsal besuchte und dort eine neue Lebensaufgabe für sich entdeckte (mehr dazu im Beitrag auf Seite 8). Der „Chef“ war es, der Trainer- und Schiedsrichter-Lehrgänge zu organi- sieren half, Kontakte zu nahen Sportver- einen vermittelte und seinen Kapitän Fritz Walter bat, sich ebenfalls für Justizvoll- zugsanstalten zu engagieren. Fritz Walter wurde später der erste Botschafter der Sepp-Herberger-Stiftung und besuchte bundesweit mehr als 250 Haftanstalten. Noch heute sind prominente Stiftungsbot- schafter in Justizvollzugsanstalten zu Besuch, führen Gespräche mit den Inhaf- tierten und leiten Fußballtrainingseinhei- ten. Sie spenden so vor allen Dingen neuen Lebensmut. DFB-Direktorin Steffi Jones war im vergangenen Jahr bei einem dieser Besuche in der JVA Frankfurt III zu Gast. Es dauerte nicht lange, dann war die Gesprächsrunde in der Frauen-Abteilung in vollem Gang. Steffi Jones sprach über ihre Karriere und ihr eigenes Leben: „Titel und Erfolge sind schön, aber als Mensch haben mich andere Dinge geprägt“, sagte die Weltmeisterin von 2003, die im Frank- furter Stadtteil Bonames aufgewachsen ist. „Da musst du dich durchsetzen.“ Jones verriet den Frauen manches Geheimnis, beispielsweise ihren Lieblingsfußballklub und bei welcher Gelegenheit sie am liebs- ten singt. Die frühere Profispielerin klam- merte aber auch die Tiefen ihres Lebens nicht aus: „Mein ältester Bruder ist seit Jahren drogenabhängig. Der jüngere hat im Irak-Krieg beide Beine verloren. Da wer- den viele Dinge im Leben zur Nebensache.“ Im Raum war es ganz still. Die Frauen hörten gespannt zu. Plötzlich meldete sich eine junge Frau zu Wort und erzählte von ihren fünf Kindern. Tränen fließen. Es waren emo- tionale Momente an diesem Nachmittag. Neue Perspektiven in Fußball und Beruf Neben solchen persönlichen Begegnungen und der Bereitstellung diverser Trainings- materialien gibt die Sepp-Herberger-Stif- tung seit dem Jahr 2008 den „Anstoß für ein neues Leben“. Nach dem Motto „Fuß- ball – Mehr als 1:0!“ wird gemeinsam mit starken Partnern versucht, mit den teil- nehmenden Jugendstrafgefangenen im Alter zwischen 16 und 24 Jahren eine Per- spektive für die Zeit nach der Inhaftierung zu erarbeiten. Es geht darum, junge Men- schen stark zu machen und ihnen neue Möglichkeiten zu eröffnen. Aktuell nehmen 13 Justizvollzugs- und Jugendstrafanstal- ten an der Initiative teil. Insgesamt sind mehr als 220 Jugendstrafgefangene betei- Im Jahr 2008 startete die Sepp-Herberger-Stiftung in Nordrhein-Westfalen das Projekt „Anstoß für ein neues Leben“. Was damals in sechs Haftanstalten begann, ist heute zu einer anerkannten Initiative mit starken Partnern und aktuell 13 teilnehmenden Justizvollzugs- und Jugendstrafanstalten aus fünf Bundesländern geworden. Tendenz steigend. Sepp Herbergers Lebensaufgabe wird heute mit vielen engagierten Mitstreitern fortgeführt. Tobias Wrzesinski beschreibt, wie. Die Fortsetzung einer Lebensaufgabe

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