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SHS_Jahresbericht_2013

Im Oktober 2013 wurde Julius Roth im Rahmen des 41. Ordentlichen DFB-Bundestags in Nürnberg mit der DFB-Verdienstspange ausgezeichnet.

10 SeinDorfnanntesichForberg.Nochheute, mit 80 Jahren, sagt Julius Roth, mit ein wenigVerbitterungundvielAltersweisheit in der Stimme, aus den fernen USA: „Im August 1944, da war ich elf Jahre alt, sind wir Kinder nach Österreich gekommen. Meine Eltern sind Ende 1944 mit einem Pferdewagen nachDachauinSüddeutsch- land geflüchtet. 1945 wurden wir von den Amerikanern wieder nach Hause in die Slowakei geschickt.“ Dort wurde die Fami- lieineinLagereingesperrt.1946wurde Roth dannaufeinenKohlenwagenverladenund nach Brück Mark in die DDR verfrachtet. 1949 flüchtete Roth nach Bernried am StarnbergerSee.1951 wanderteerschließ- lich in die USA aus und schloss sich dort – wassonstlagnäher?–einemderdrei exis- tierenden deutschen Fußballvereine an. „SchonalsKinderhabenwirimmergekickt; wir hatten sonst ja nichts zu tun.“ Tausende von deutschen Einwanderern wie Roth kamen zwischen 1948 und  1968 nach Amerika. Auf einmal gab es acht deutsche Fußballvereine in  Chicago, die alle arm waren. Bis 1956 spielte er für den FCHansa JuniorindererstenMannschaft, ehe er dessen Trainer wurde. Deut- sche Geschäftsleute suchten einen Weg, um die Vereine finanziell zu unterstützen und brauchten einen Namen, der in der ganzen Welt bekannt  war. Roth: „Sepp Herberger war der ideale Mann!“ Herberger hat direkt geholfen Ein Brief wurde an den Bundestrainer geschickt und angefragt, ob sein Name benutzt werden dürfe. Er hat gleich zuge- sagt. So wurde das Sepp-Herberger- Komitee ins Leben gerufen. „Uns gab es früher als die Sepp-Herberger-Stiftung in Deutschland.“ 1968, anlässlich einer Gala, bei der Sepp Herberger und seine Frau Eva Ehrengäste waren, lernten sich Roth und Herberger persönlich kennen.  Roth: „Inzwischen waren sie alle da. Ohne Anspruch auf  Vollständigkeit: Uwe Seeler, Rudi Völler, Wolfgang Overath, Max Schmeling, Fritz Herkenrath, Hans Tilkowski, Willi Schulz, Helmut Schön und Dettmar Cramer.“ HöhepunktwarennatürlichdiedreiAuftritte  der deutschen Nationalmannschaft in Chicago während der Weltmeisterschaft 1994.Roth:„DerlangjährigeDFB-Justiziar Goetz Eilers hat viel für uns getan. Und natürlich auch Egidius Braun. Ich kann mich noch an eine Spende von 30.000 Dollar erinnern.“ Besonders bewegt ist Roth heute noch, dass Herbergers Frau Eva in ihrem Testa- mentdasKomiteebedachthat.ZehnJahre langerhieltendie Deutscheneinegoldene Uhr,2.000MarkunddreiTrikotsätze.Auch fünf goldene Schuhe von Adidas gab es. In den rund 30 Jahren der Gala wurden  535.000 Dollar gesammelt. Engagement für den Frauenfußball Im Jahr 2000 löste sich das Herberger- Komiteeauf.Roth:„Esspielteninunseren VereinenimmermehrAmerikanerFußball. Und die konnten mit dem Namen Herber- ger nichts mehr anfangen.“ Da war Julius Roth schon längst eine bekannte Persön- lichkeitimamerikanischenFußball.Inzwi- schen ist er in mehreren Ruhmeshallen  verewigt. Insbesonderekümmerteersich umdenJugend-und Frauenfußball.„Beim erstenUS-Jugendkongress1972inAncho- rage/Alaska hatten wir gerade einmal 80.000 aktive Jugendfußballer. Heute sind es  3,6 Millionen. Und was mein Engagement im Frauenfußball betrifft: Was bleibt einem bei vier Töchtern schon anderesübrig?“DerFrauenfußballwurde 1972 durch die Roth-Familie mit zunächst achtdeutschenVereinengegründet.Heute umfassen diese 1.136 Spielerinnen  unter 19 Jahren und 34 Erwachsenen-Mann- schaften. „Ein stolzer Tag!“ Selbst heute ist Roth noch im Fußball rührig,kümmertsichvielum Archivarbeit: „Fischen gehen oder Baseball schauen – dasistnichts fürmich.“ZwischenHamburg undChicagohatereinenregenAustausch  befeuert, der seit Jahrzehnten dauert. Auch deshalb hat sich der Hamburger Fußball-Verband – besonders Schatzmeis- ter Volker Okun – dafür stark gemacht, dass Roth im Oktober 2013 die DFB-Ver- dienstspangeverliehenwurde„imHinblick auf seine  überaus langjährige ehrenamt- liche, erfolgreiche Arbeit, insbesondere  seine Jugendarbeit, den Fußball zu benut- zenzurCharakterbildungimTeamundzur Integration von unterschiedlichen Natio- nalitäten.“ Als sich Julius Roth in der Frankenmetro- pole mit herzlicher Umarmung von  DFB- Präsident Wolfgang Niersbach und Gene- ralsekretärHelmutSandrock verabschiedete, lautete sein Fazit: „Das ist ein wirklich stolzer Tag in meinem Leben.“ Julius Roth – Der Fußball-Pionier ImOktober2013wurdeJuliusRothimRahmendes41.OrdentlichenDFB-Bundestags in Nürnberg mit der DFB-Verdienstspange ausgezeichnet. Seit Anfang der 1950er- Jahre engagiert sich Roth für den Fußballsport in den USA, gründete dazu in Chicago das Sepp-Herberger-Komitee. Rainer Kalb über einen echten Fußballpionier.

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