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DFB aktuell 02-2016 - Khedira – glücklich in Turin

UNSER TEAM

21 UNSER TEAM aktuell München 29-03-2016 Das Gesetz galt vollumfänglich bis zum 16. März 2016. In Serie A, Pokal und Champions League war der Weltmeister übergreifend 20-mal zum Einsatz gekommen. 17 Siege und drei Unentschieden standen in seiner Bilanz. Mit Khedira hatte Juve das Verlieren verlernt. Dann kam das Rückspiel im Achtelfinale der Champions League gegen die Bayern. In Turin hatten sich die beiden 2:2 getrennt. Das Rück- spiel wurde zu einer epischen Begegnung, 90 Minuten wurden zu 120, ein 0:2 wurde zu einem 4:2, Bayern gewann. Einen Grund dafür war die Gesetzestreue Pep Guardiolas. Der Spanier ließ Müller spielen, immer, auch mehr als 90 Minuten. So konnte der in der Nachspielzeit das 2:2 erzielen und die Partie in die Verlängerung zwingen. Juve verlor also. Und Khedira? Die Frage, ob sich die Münchner an die- sem Abend einer Gesetzesübertre- tung schuldig gemacht haben, dürfteRechtsphilosophennocheine Weile beschäftigen. Khedira hat natürlich auch verloren, schließlich zähltfürihnnurderErfolgdesTeams. Einerseits. Andererseits haben sich die Bayern mit ihrer Aufhol- jagd an Recht und Gesetz gehal- ten. Als Khedira in der 68. Minute von Trainer Massimiliano Allegri vom Feld geholt wurde, stand es 2:0 für Juve. Erst danach legten die Bayern los. Die Enttäuschung bei Juve war dementsprechend riesig. „Wir hätten die Chancen besser aus- spielen müssen“, sagte Khedira. „Es war ein sehr gutes Spiel von uns. Sie haben es mit ihrer individuellen Klasse gedreht. Es ist ein bitterer Tag für uns.“ Ein Tag, der sich nicht in das Bild fügt, das Khedira ansonsten in Turin zeichnet. Bittere Tage hatte der 28-Jährige nur aufgrund von Verletzungen, ansonsten hat Khe- dira in Italien viele süße Tage erlebt. Der Weltmeister ist sportlich voll eingeschlagen, schon nach weni- gen Auftritten war er nicht mehr wegzudenken. Und so singen Medien, Mitspieler und Massimili- ano Allegri ziemlich einstimmige Hymnen auf den Zugang aus Madrid. „Ich halte Sami für einen ganz großen Spieler“, sagt Allegri. Paul Pogba verleiht dieser Aussage Inhalt: „Sami erobert unglaublich viele Bälle. Er organisiert viel im Hintergrund, verleiht der Mann- schaft Struktur.“ Keine Frage, Khedira ist angekom- men in Turin. Sportlich. Und privat? „Voll und ganz. Ich fühle mich hier sehr wohl“, sagt Khedira. Nach Spa- nien hat er sich mit großer Begeis- terung ins Abenteuer Italien gestürzt, mit allem, was dazuge- hört. Er hat eine Wohnung in der Stadt bezogen, mittendrin, Khedira schätzt das Urbane, das Leben um ihn herum. „Ich genieße das, weil man so viel mehr von einem ande- ren Land und seinen Menschen mit- bekommt“, sagt er. Dem Magazin GQ hat er neulich ein paar private Einblicke gewährt. Die Menschheit weiß nun, dass Khedira es gerne ordentlich und aufgeräumt hat, dass er gerne Espresso trinkt, dass er Steak und gegrilltes Gemüse mag. Außerdem: Khedira hat sich auf seiner Dachterrasse einen klei- nen Sportplatz errichten lassen. Vor allem als Spielfläche für ein neues Hobby: Paddle-Tennis, eine Mischung aus Tennis und Squash mit Schlägern ohne Bespannung. So ziemlich alles, was er sich mit dem Weggang aus Madrid erhofft hatte, hat sich erfüllt. Khedira ist nicht eitel, das hat er nicht nur mit seinem Verzicht auf das WM-Finale 2014 gegen Argentinien bewiesen. Und doch hat ihm in Madrid, diesem Mekka für Künstler, hin und wieder die Anerkennung für seine Arbeit gefehlt. In Turin ist dies anders. „Bei Juve werden nicht nur die Stürmer und die Künstler anerkannt, son- dern auch die Spieler, die weniger spektakulär sind, dem Spiel aber Stabilität und Sicherheit geben“, sagt er und erzählt: „Als ich in mei- nem ersten Spiel nach 76 Minuten ausgewechselt wurde, haben sich die Fans im Stadion erhoben und mir applaudiert. Das ist ein unheim- lich gutes Gefühl.“ Ein Gefühl, das er lange vermisst hat und das er nun umso mehr genießt. Und das er vielleicht ja heute Abend wieder erleben kann. Das Spiel gegen Italien ist für ihn aus mehre- ren Gründen speziell. Weil es gegen Italien geht, das Land, in dem er lebt. Weil es gegen Italien geht, das Land, mit dem er Leid verbindet. Im November 2013 riss ihm im Länder- spiel in Mailand das Kreuzband, nur dank seines unbändigen Willens vollbrachte er die Rückkehr recht- zeitig zur WM in Brasilien. „Natür- lich hat das Spiel für mich eine besondere Note“, sagt Khedira. „Ich freue mich sehr darauf und hoffe, dass ich spielen darf.“ Ob er heute Abend zum Einsatz kommt, liegt in der Hand des Bundestrainers. Eini- ges spricht dafür, bayerische und italienische Normen zum Beispiel. «SAMI EROBERT UNGLAUBLICH VIELE BÄLLE. ER ORGANISIERT VIEL IM HINTERGRUND, VERLEIHT DER MANN- SCHAFT STRUKTUR.» PAUL POGBA Khedira im Champions-League- Zweikampf mit Bayerns David Alaba.

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