Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

SHS Jahresbericht 2014 - Sepp Herberger - der Fußball war und blieb sein einziges Reich

Jahresbericht2014 4 Juli Ein besonderer Tag mit besonderen Gästen: Auf den Tag genau 60 Jahre nachdem die deutsche Fußball-Nationalmannschaft mit ihrem Trainer Sepp Herberger am 4. Juli 1954dieFußball-Weltmeisterschaftgewann, besuchtederlangjährigedeutscheBundes- kanzler Dr. Helmut Kohl zusammen mit WeltmeisterHorstEckeldieSepp-Herberger- Ausstellung im Mannheimer Luisenpark. Die Ausstellung wurde vom 16. Mai – 13. Juli 2014gezeigtundvon58.937Gästenbesucht. August „Sport und Musik hilft Kindern“ – unter diesem Motto fand im August in einem Stadtteil von St. Augustin zum siebten Mal eine Benefiz-Veranstaltung statt. Mehr als 240 fußballbegeisterte Kinder aus den AltersgruppenderF-,E-undD-Juniorenwaren auf dem Ascheplatz des SV Birlinghoven am Ball. Mitorganisiert wurde das Turnier von Inhaftierten der JVA Siegburg. Die Sepp- Herberger-Stiftung wurde durch Wolfgang Weber und Dr. Klaus Kinkel vertreten. September Gleich doppelt ist die Stiftung im Fachbuch „CSRundSportmanagement“vertreten.Für dasStandardwerkhabenKuratoriumsmitglied Dr. Rudolf Seiters und der stellvertretende GeschäftsführerTobiasWrzesinskiBeiträge verfasst. Der frühere Bundesinnenminister beschäftigtsichalsPräsidentdesDeutschen Roten Kreuzes mit dessen weltweitem und langfristigemEngagementundderBedeutung für Sport und Gesellschaft, Wrzesinski the- matisiertFußball-StiftungeninDeutschland. der mit einer Jüdin verheiratet gewesen war,dieses:„InderZeitmeinerVerfolgung durch die Nazis hat sich Herr Herberger nicht nur nicht an Anschuldigungen und Denunziationen gegen mich beteiligt, sondern im Gegenteil in Wort und Tat zu mir gestanden und meinen ärztlichen Rat auch dann noch und erst recht immerzu in Anspruch genommen, als andere deut- lich von mir Abstand nahmen und mich wegen Rassenschande verurteilten.“ „Der erste Kurs offenbarte seine Einstellung!“ Am 18. Dezember 1945 attestierte Emil Melcher, Herbergers Nachfolger beim Westdeutschen Fußballverband und als Betreuer bei allen Länderspielen und Kursen dabei: „Gleich der erste Kurs offenbartemirseinepolitischeEinstellung.“ Demnach soll Herberger ihm 1937 gesagt haben:„WirmüssenunserenSpielerneine Weltdersauberen,sportlichenGesinnung zeigenunddamitdiewahrenmenschlichen Ziele immer wieder vor Augen halten.“ Herberger„grüßteunddanktegrundsätz- lich nicht mit ‚Heil Hitler‘ und erreichte auf diese Weise, dass innerhalb der Nati- onalmannschaft und in seinen Kursen dieseGrußartsogutwieabgeschafftwar.“ Melcher berichtete ebenso wie weitere Zeugen von „einem heftigen Zusammen- stoß mit der SA“. Drei SA-Männer hatten sich 1937 in der Sportschule Wedau ange- kündigt, um auch bei der Nationalmann- schaftmilitärischeOrdnungsübungenwie ExerzierenmitdemSpatendurchzuführen. Herberger lehnte das strikt ab, ließ der SA absagen, und da er mit deren Ignoranz rechnete,gingermitdemKaderamfrühen Abend ins Theater. Als die SA-Männer kamen, war niemand da, den sie schleifen konnten.SieließenihreWutamHausmeis- ter aus und ließen den ausrichten, Her- berger habe mit schweren Folgen zu rechnen. Die reduzierten sich auf einen Anruf der SA-Führung Düsseldorf, wo Herberger angeblich auf seiner Position beharrte, woraufhin er laut Melcher „ein für alle Mal diese Leute loshatte“. Melcher führte ferner aus: „Den Krieg nannte er das, was er war: ein Verbrechen am deutschen Volk und an der ganzen Menschheit … Oft wünschte er einen ver- lorenen Krieg herbei, weil er in ihm die einzige Möglichkeit sah, Hitler wieder loszuwerden … Herr Herberger war gewiss kein Nazi!“ Keine Indoktrinierung der Spieler Das beschworen alle Zeugen, darunter auch einige seiner Nationalspieler. Albert Sing erklärte am 14. März 1946 eidesstatt- lich:„NachseinenÄußerungenundHand- lungen war eher anzunehmen, dass er der Sachefeindlichgegenüberstand.“Alssich Sing im Oktober 1943 an der Ostfront wegenBefehlsverweigerungverantworten musste, „nahm er sofort und bestimmt in einer Weise für mich Partei, die ihm böse Schwierigkeiten eingebracht hätte, wenn derBriefindieHändedesZensorsgekom- men wäre.“ Als sich die militärische Niederlage von Stalingrad ereignete und Propaganda- Minister Joseph Goebbels den „totalen Krieg“ ausrief, war das auch das Ende für dieNationalmannschaftimKrieg.Injenen Februar-Tagen1943leiteteHerbergereinen Talente-Kurs in Frankfurt. Teilnehmer GottfriedSälzlerwusstezuberichten:„Wir hörten für einige Tage nichts mehr vom preußischen Drill und den phrasenhaften Sprüchen der Parteiredner … wir sahen nichts von Flaggenhissung und hörten keine Führerzitate und wie wohl uns das tat.“ Als Sälzler Herberger zum Abschied erzählte,dasserwiederandieFrontmüsse, soll der ihm gesagt haben, es täte ihm „leidnurfürjedenEinzelnen,derindiesen wahnsinnigen Krieg getrieben würde“. FazitSälzer:„EshatteniemalsdenAnschein, dass H(err). H(erberger). Parteigenosse war, ich erfuhr es erst nach dem Kriege.“ DerdamaligeRekord-NationalspielerPaul Janes versicherte, er habe bei Herberger „niemals das Parteiabzeichen gesehen“, undwennersichmalüberPolitikgeäußert habe, dann „außerordentlich kritisch“. Nationalspieler Reinhard Schaletzki erklärte an Eides statt: „Dass Herr Her- berger nicht mit der Nazibewegung sympathisierte, merkte und wusste bald jeder von uns. Und wenn sich heute zeigt, dasskeinSpielerderNationalmannschaft inderParteiwar,dannwarwahrscheinlich für manchen Spieler die Einstellung des Herrn Herberger von Einfluss auf seine Haltung.“

Seitenübersicht