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SHS Jahresbericht 2014 - Wolfgang Dremmler: „Jeder hat eine zweite Chance verdient!“

RESOZIALISIERUNG

24 Resozialisierung Als Wolfgang Dremmler kurz nach 14.00 UhrdieSporthallebetritt,istdieLuftstickig. Sechs Stunden sind die Sportler bereits auf Torejagd. Als Botschafter der ältesten deutschenFußball-Stiftunghatdergebür- tige Niedersachse die Schirmherrschaft überdasFußballturnierderJVAübernom- men. Fünf Mannschaften mit insgesamt 40 Sportlern sind an diesem Tag am Ball. Dremmler geht direkt auf die Inhaftierten zu. Berührungsängste? „Das gibt es für mich nicht. Jeder hat eine zweite Chance verdient.“ Der frühere Rechtsverteidiger kämpft um diese Männer, sucht aktiv die Gespräche. Insgesamt 50 verschiedene Nationalitäten haben die rund 500 Insas- sen der Haftanstalt. Für den früheren Chefscout und heutigen Nachwuchschef des FC Bayern München kein Problem, fließendwechselterzwischendenSprachen hin und her – Deutsch, Englisch, Spanisch. Es ist nicht der erste Besuch des früheren Nationalspielers in der JVA Landshut. „Im Jahr 2011 hatten wir erstmals Kontakt zur Sepp-Herberger-Stiftung.Kurzdaraufkam es zum ersten Besuch von Wolfgang Dremmler. Der Termin ist noch heute bei allen Beteiligten in bester Erinnerung“, „Jeder hat eine zweite Chance verdient!“ Wolfgang Dremmler besucht JVA Landshut Etwas außerhalb vom Stadtzentrum, inmitten von Wäldern und Wiesen, liegt dieJustizvollzugsanstalt(JVA)Landshut. Die im Jahr 2008 eröffnete Haftanstalt zählt zu den modernsten ihrer Art in Deutschland.ImDezember2014besuchte StiftungsbotschafterWolfgangDremmler die Justizvollzugseinrichtung. Tobias Wrzesinski hat ihn begleitet. Engagement für Ex-Profi Breno Resozialisierung,dasistDremmlersThema. Bereits als junger Profi kam Dremmler mit demJustizvollzuginBerührung.Als17-jäh- riger Shootingstar bei Union Salzgitter zeigte ihm sein damaliger Trainer Hannes Wittfoth die Justizvollzugsanstalt in Wol- fenbüttel,derenDirektorWittfothwar.Nach einer Gesprächsrunde mit Gefangenen sagteWittfoth:„Junge,dukannstdas.Das wird dir ein Leben lang guttun.“ Kurz darauf kommt Dremmler 1979 zum FC Bayern. Als Abteilungsleiter „Junior Team“ kümmerte er sich in den letzten Monaten nicht nur um den Neubau des Nachwuchsleistungszentrums, sondern insbesondere auch um den früheren Bayern-Profi Breno. „Den habe ich aus Brasiliengeholt“,sagtDremmlerüberden 25-Jährigen, der eine Haftstrafe wegen Brandstiftung verbüßte: „Das ist mein Junge.“ Als Freigänger half Breno unter der Woche in Dremmlers Sekretariat aus. Kurz vor Weihnachten wurde Breno aus der Haft entlassen, reiste anschließend mit seiner Frau und den beiden Kindern direkt nach Brasilien aus. „Ich drücke ihm alle Daumen“, sagt Dremmler. sagt der stellvertretende Anstaltsleiter Marcus Hegele. In seiner Freizeit ist Jurist Hegele als AH-Spieler und im Vorstand einesnahenFußballvereinstätig.Klar,dass auch in der Justizvollzugsanstalt der Fußball eine besondere Rolle spielt: „Wir sind stets bemüht, den Inhaftierten eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung anzubie- ten“, sagt er. Ziel: Erfolgreiche Resozialisierung Zurück nach Landshut: Zum Fußballtur- nier ist auch Werner Leuermann gekom- men. Der Obmann der örtlichen Schieds- richter-Gruppe bildet seit Jahren in der Haftanstalt ehrenamtlich Referees aus und integriert sie, wenn es der Vollzugs- plan zulässt, in den Spielbetrieb. „Die InhaftiertenpfeifendannamWochenende in Landshut ihre Spiele. Sie machen ihre Sache mehr als gut und sind mit Leiden- schaft dabei“, betont Leuermann. Bei den Vereinen gibt es keine Akzeptanz- probleme. „Niemand weiß, dass der Schiedsrichter aus der JVA kommt. So wollen wir Vorurteilen vorbeugen.“ Wolfgang Dremmler ist begeistert. „Das ist ein großartiges Engagement. Wir dürfen es nicht nur bei Besuchen in den Haftanstaltenbelassen“,fordertDremm- ler. „Der Fußball ist eine große Familie, hat viele Möglichkeiten und ein starkes Netzwerk.“ Kurze Zeit später steht das letzte Spiel des Turniers an. Das Team „Arbeiter 1“ gegen die „Küche“. Die Arbeiter setzen sich durch. Mit einem Torverhältnis von 32:8 Treffern werden sie Turniersieger. Dremmler überreicht allen Aktiven DFB- Trikots und übergibt ein Dutzend Futsal- Bälle. Er verspricht, wiederzukommen. Niemand zweifelt daran.

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