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SHS Jahresbericht 2014 - Sepp Herberger - der Fußball war und blieb sein einziges Reich

2 Jahresbericht2014 Die Debatte wurde schon 2008 geführt, als Sepp Herberger in die „Hall of Fame“ des deutschen Sports einzog, als einer von fünf Menschen mit Parteibuch der Nationalsozialisten. Auch damals setzte sich die Meinung durch, dass Herberger kein überzeugter Nazi gewesen war. Aber erhabeebenmitdenNazislebenmüssen, um seiner Passion nachgehen zu können. Sicher wäre er auch unter einem Kaiser Reichstrainer geworden. Die Bezeichnung einiger Historiker, dass er mit den Nazis „paktiert“ habe, erscheint übertrieben. Er hat sich mit ihnen aus beruflichen Gründen arrangiert, doch ein Pakt, sprich ein ideelles Bündnis, ist er mit den braunen Schergen nie eingegangen – sonst wäre er ein äußerst schlechter Ver- bündeter gewesen. Zu diesem Ergebnis mussjederkommen,derdieQuellenstudiert. Entnazifizierungsverfahren Je weiter die NS-Zeit zurückliegt, umso verständlicher ist, dass Zweifel zuweilen wieder aufkommen, und umso wichtiger ist es, die Wahrheit über diese Epoche deutscher Geschichte stets aufs Neue zu dokumentieren.SeppHerbergerhatdazu inseinemeigenenFallselbst beigetragen. Weil er es musste – und wollte, um seiner Passion, Fußball zu lehren, weiter nach- gehen zu können. Vor 70 Jahren endete der schreckliche 2. Weltkrieg,vonDeutschlandbegonnen,mit der Niederlage des 3. Reiches. Die drei westlichen Siegermächte USA, England und Frankreich waren schon bald daran interessiert, dass das Land aus eigener Kraft wiedererstand, aber in einem ande- ren, freiheitlichen und humanen Geiste. Alle Mitglieder der mit Kriegsende aufge- löstenNSDAPmusstensichdeshalbeinem Entnazifizierungsverfahren unterziehen. Im Beschluss des Alliierten Kontrollrats vom5.März1946wurdefestgehalten,dass die Partei-Mitglieder in fünf verschiedene Gruppeneinzuteilenseien.Freispruchgab es nur für Gruppe 5, „Entlastete“. Sepp Herberger lebte bei Kriegsende in Weinheim,dasdanachzuramerikanischen Zonegehörte.DieUS-Behördenversand- ten dort 1,39 Millionen Fragebögen mit jeweils 131 Fragen. Herbergers Fragebo- gen trug die Nummer 8653. Die Verfah- ren samt Urteil wurden regionalen deutschen Spruchkammern überlassen. Herberger bemühte sich unmittelbar nach Erlass des Kontrollratsbeschlusses um entlastende Zeugenaussagen, die ersten trafen noch im März 1946 bei der Spruchkammer Weinheim ein. Er selbst füllte seinen Fragebogen am 2. Mai 1946 aus,gabAuskunftüberseinenberuflichen Werdegang,überseinePartei-Mitgliedschaft abMai1933(Monats-Beitrag:3,50Reichs- Mark), im Reichsluftschutzbund (seit 19. März 1937), der Deutschen Arbeitsfront undinderVolkswohlfahrt,diesichbeson- ders um die Gesundheit der Bürger kümmerte. Sein Biograph Jürgen Leine- Sepp Herberger – Der Fußball war und blieb Januar WojtekCzyzzähltkünftigzudenMitgliedern des Kuratoriums. Der gebürtige Pole kennt auseigenerErfahrungdenBehindertensport und hat als einziger Kurator selbst die Hilfe der Stiftung erfahren. Nach einem Foul verlorCzyzeinenUnterschenkel.DieStiftung finanzierte eine Sportprothese. Czyz wurde LeichtathletundParalympics-Sieger. „Meine Karriere wäre ohne die Stiftung nie möglich gewesen, und das werde ich nie vergessen, dashatsichinmeinHerzgebrannt“,soCzyz. Februar In der Frankfurter DFB-Zentrale fand im Februar die erste Sitzung des Stiftungsvor- standesstatt.Festgelegtwurdendabeiunter anderemdieSpieltageundAustragungsorte der Blindenfußball-Bundesliga sowie die PreisträgerderSepp-Herberger-Urkunden. Zudem wurde der Jahresabschluss 2013 festgestellt.EsfolgtenVorstandssitzungen imApril,JuliundSeptembersowiegemein- same Sitzungen mit dem Kuratorium im März und Oktober. März AnlässlichderVerleihungderSepp-Herber- ger-Urkunden nahmen DFB-Vizepräsident EugenGehlenborg,SchatzmeisterReinhard Grindel, DFB-Generalsekretär Helmut San- drock und Kurator Michael Herberger aus den Händen von CSR-Direktorin Gabriele Hartmann einen Spendenscheck der SAP SE entgegen. Das in Walldorf ansässige Software-UnternehmenunterstützteimJuli mit einer weiteren Zuwendung die Arbeit der ältesten deutschen Fußball-Stiftung. Sepp Herberger ist in der ganzen Welt bekannt, auch 60 Jahre nach seinem größ- ten Erfolg im Fußball und 38 Jahre nach seinem Ableben. Natürlich vor allem im eigenen Land, wo diverse Straßen, Stadien und sogar ein ICE nach ihm benannt sind. Und doch kommt es immer mal wieder vor, dass ihm seine Vergangenheit in der Zeit des Nationalsozialismus vorgehalten wird. 70 Jahre nach Ende des Krieges erscheint ein Blick auf diese Vorwürfe angebracht. Grundlage der folgenden Bewer- tung sind die im Sepp-Herberger-Archiv enthaltenen Unterlagen zu seinem Entna- zifizierungsverfahren. Der Journalist Udo Muras hat sie sich angesehen.

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