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EBS Jahresbericht 2013

OSTEUROPA

18 Osteuropa „Das Umfeld radikal ändern!“ Auch in dem Kinderheim von Lauderi, einem Dorf einen Steinwurf entfernt von der Grenze nach Russland, träumen junge Menschen von einem besseren Leben. Dreißig Jungen und Mädchen zwischen acht bis achtzehn Jahren finden hier ihr Zuhause. Sie lebten einst in Riga, wo sie keinen Ort hatten außer der Straße. Mitte der neunziger Jahre machte der Psycho- loge Sergej Maksimovs mit den Straßen- kindern eine spannende Erfahrung. Er organisierte ein Sommerferienlager auf dem Land. „Weit weg von den Überle- benskämpfeninderGroßstadtveränderten sichdieKinderinkürzesterZeit.DieNatur, dieRuheunddieguteLufttatenihnengut. Einige erfuhren erstmals in ihrem Leben, dasssichandereMenschenumsiesorgten. Das schaffte Vertrauen.“ Nur: Dieses Vertrauen verschwand, als die Kinder nach Riga zurückkehrten. Die Jun- genundMädchenfieleninalteGewohnheiten zurück. „Sie schwänzten die Schule, bet- telten und stahlen“, erklärt Maksimovs. „Einigewarenbereitskriminell,eineernste Gefährdung für sich und für andere. Sie erpresstenMitschüler,raubtenHandysund klauten Markenklamotten. Wir haben die Kinder damals vor Gericht zwar immer verteidigt, gleichzeitig war uns klar, wir mussten sie aus ihrem Milieu herausholen und ihr Umfeld ändern. Und das radikal.“ Für billiges Geld erwarb man in Lauderi ein Anwesen. Das Gebäude war zwar geräumig, allerdings auch baufällig. Mit Unterstützung der DFB-Stiftung Egidius BraunwurdedasHausindenletztenJahren umfassend saniert. „Wir wissen, warum wir uns anstrengen!“ Dana war elf, als man sie vor fünf Jahren in Riga aufgriff. Ein Sozialarbeiter brachte sienachLauderi.Kriseninterventionnannte man die Maßnahme, die Dana letztlich das Leben retten sollte. „Als ich in Lauderi aus dem Bus stieg, war ich total erschrocken. Ich war am Ende der Welt gelandet.“ Nicht nur Dana, allen Jugendlichen fallen die ersten Monate schwer. „Sie wollen zurück in die Stadt, die mit ihren Reizen und Ver- lockungeneinemagischeAnziehungausübt“, so Sergej Maksimovs. Aber nach wenigen Wochen setzt ein Prozess des Umdenkens ein. In den letzten zehn Jahren ist nur ein KindausLauderifortgelaufen.„Irgendwann begreifensie,dasssieohneSchulabschluss im Leben schlechte Karten haben.“ So wie Dana. Sie kämpfte, biss sich durch. „Hier habe ich meine neue und große Familie gefunden“, sagt die Sechzehnjäh- rige heute, selbstbewusst genug, um von den Dramen ihrer Kindheit zu erzählen: von dem gewalttätigen Vater, der sich in den Wahn soff; von der hilflosen Mutter, die sich in ihrer Verzweiflung einen Strick nahm; von ihren eigenen verlorenen Kindertagen, vom Leben am Rande des Todes. „Schon mit elf ging ich nicht mehr zur Schule, schlief mal hier und mal dort. AufderStraßehabeichgetrunken.Wodka, bis ich bewusstlos war.“ Heute nimmt Dana am Unterricht der achten Klasse teil. Gemeinsam mit ein- heimischenKindern.Dennoch:DieGewöh- nung an regelmäßigen Schulbesuch fällt manchenHeimkindernanfangsschwer.Sie schämen sich, wenn sie dem Lernniveau gleichaltrigerKameradenhinterherhinken. Sie reagieren lustlos, wenn sie im Alter von zwölf Jahren in die dritte Klasse zurückgestuft werden. „Frustrationen können wir den Kindern nicht ersparen“, so Maksimovs. „Doch wir können ihren FrustinMotivationumwandeln.“„DieKinder aus den heilen Familien mit Vater und Mutter nehmen das Lernen oft nicht so ernst“, weiß Dana. „Für sie ist die Schule selbstverständlich. Für uns nicht. Wir müssen uns mehr anstrengen. Aber wir wissen warum.“ 1:0 für Kinder in Not – Übersicht Osteuropa-Projekte 1. Bildungszentrum Bac˘au/ Rumänien 2. Ausbildung Raum Varak,l¯ani/ Lettland 3. Straßenkinder Lauderi/Lettland 4. Kinderheim Dragalevtzi I/ Bulgarien 5. Jungenwohnheim Dragalevtzi II/ Bulgarien 6. Kinderheim Alba Iulia/ Rumänien 7. Schulprojekt Rosia/Rumänien 8. Kinderheime Katowice/Polen 9. Kinderkulturpalast Charkiw/ Ukraine 10. Kinderkrankenhaus Charkiw/ Ukraine 11. Europaschule Travnik/ Bosnien-Herzegowina 12. Schulbildung für Flüchtlinge Knin/Kroatien 13. Kindergarten Maggiyb Shkodër/ Albanien 14. Kindergarten Fushë-Arrëz/ Albanien

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