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EBS Jahresbericht 2013

DER DELEGATIONSLEITER

8 dritten Mal nach 1954 und 1974 zum WM- Champion. Wieder war Braun der Delega- tionsleiter.Diesmalerlebteereineunglaub- lichemannschaftlicheGeschlossenheitund trotz des großen Konkurrenzkampfes ein intaktesTeam.Vielleichtlagesauchdaran, weilderDFBbeiderWahlseinerQuartiere ein glückliches Händchen hatte. Schon beim WM-Lehrgang im Hotel Seeleiten in Kaltern in Südtirol kristallisierte sich her- aus,dassdieMoralderMannschaftstimmt. Beckenbauer war in seiner Rolle als Team- chefangekommen,bliebauchinkritischen Situationen souveräner. Braun musste diesmal nicht so oft eingreifen, sondern sah sich in seiner Lieblingsrolle: als derje- nige, der immer gute Laune versprüht, die Kommunikation anregt. Es folgte schließ- lich der Umzug von Kaltern ins Stamm- quartier „Castello di Castiglio“ in Erba bei Como. Der Legende nach soll kein Gerin- gerer als Kaiser Friedrich Barbarossa 1160 dort seinen Schlachtplan für einen Krieg gegen die Lombarden entworfen haben. IndemzueinemFünf-Sterne-Hotelumfunk- tioniertenmittelalterlichenSchlosstüftelte 830 Jahre später Fußball-„Kaiser“ Franz Beckenbauer an seiner WM-Taktik. Mit Erfolg.ImStadioOlimpicovonRomnahmen Beckenbauer und die Seinen im Endspiel erfolgreich Revanche an Maradonas Gau- chos. Andreas Brehmes Foulelfmetertor bescherte Deutschland den erhofften WM-Triumph.NureinmalgrantelteBecken- bauerinseinertypischenArt.Das1:0gegen die Tschechoslowaken im Viertelfinale führtezueinemWutausbruchbeim„Kaiser“. Er warf mit Getränkedosen und Schuhkof- fernumsich,esherrschteAlarmstimmung in der deutschen Kabine. Braun ließ Beckenbauer gewähren – vielleicht war das„Kaiser-Grollen“auchdieInitialzündung im deutschen Team, die letzten Prozent herauszukitzeln. EM 1996: „Edi, rück die Kohle raus!“ Nachfolger Beckenbauers wurde 1990 bekanntlich Berti Vogts, in Italien bei der WM schon als Assistenztrainer am Erfolg mitbeteiligt.Der„Kaiser“statteteallerdings Borussia Mönchengladbachs einstigen Publikumslieblingmiteinemzentnerschwe- ren Mühlstein um den Hals aus. In der EuphorieüberdenWeltmeisterschaftserfolg kamen Beckenbauer die berühmten Worte über die Lippen: „Mit den Spielern aus der DDR wird Deutschland über Jahre hinweg unschlagbar sein!“ Diese Kaiser-Hypothek wog für Vogts schwer, der natürlich mit seinerElfnichtungeschlagenblieb,sondern seineliebeMüh‘undNothatte,indiegroßen Fußstapfen seines Vorgängers zu treten. Die Vize-Europameisterschaft 1992 in SchwedenwurdeaufgrundderFinalnieder- lage gegen Außenseiter Dänemark (0:2) in Göteborg in der deutschen Öffentlichkeit fast zu einer Blamage hochstilisiert. Aber Vogts fand in Braun immer den nötigen Rückhalt,schonseitvielenJahrenpflegten der Aachener und Hans-Hubert Vogts ein sehr vertrauensvolles Verhältnis. Der Bundestrainer konnte sich hundertpro- zentig auf Egidius Braun verlassen, der am 24.Oktober1992zumneuenDFB-Präsiden- ten gewählt wurde. Braun und Vogts überstanden so manchen Sturm, auch der WM-K.o. 1994 in den USA im Viertelfinale ließ den DFB-Chef nicht am Nationalcoach zweifeln. Sein Vertrauen in den Fußballlehrer, der seit 1979 als Coach in Diensten des DFB stand, sollte sich auszah- len. Bei der EM 1996 in England holte DeutschlandunterVogtsdenbislangletzten Titel, es war der dritte EM-Triumph. Unver- gessen die Szenen in der deutschen Kabine im Londoner Wembley-Stadion, als nach Oliver Bierhoffs „Golden Goal“ in der Ver- längerunggegenTschechiendiedeutschen Spieler lautstark in Richtung Braun skan- dierten: „Edi, rück die Kohle raus!“ Damit war die deutsche EM-Titelprämie gemeint, diederdamaligeDFB-Bossgerneauszahlte, auch wenn er als langjähriger DFB-Schatz- meister bekannt für seinen sparsamen Umgang mit dem Geld war …

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