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Tätigkeitsbericht 2014 - "ERINNERN BLEIBT EINE WICHTIGE AUFGABE"

Die Publikation „Verlorene Helden“ erinnert an jüdische Fußballpioniere

33FUSSBALLGESCHICHTE erinnernbleibteinewichtigeaufgabe 1970er- und 1980er-Jahren auf den Stadionrängen des Ruhrgebietssozialisiertworden.„DamalswardieGeschichte derJudenimFußballüberhauptkeinThema.WederbeiFans noch Vereinen“, erinnert sich Biermann im Berliner Redak- tionsbürovon11FREUNDE,einemehemaligenUmspannwerk mit herbem Industriecharme. An den Wänden hängen Re- tro-Bilder,derVfLBochuminden70ern.Als11FREUNDEfür seine Reportagen über rassistische und rechtsextremisti- sche Tendenzen mit dem Preis „Gegen Vergessen – Für Demokratie“ ausgezeichnet wird, will die Redaktion das Preisgeld sinnvoll einsetzen. Doch um das ambitionierte Projekt umzusetzen, bedurfte es noch eines weiteren Part- ners. „Der DFB und die Kulturstiftung haben uns nicht nur inhaltlich und finanziell unterstützt, sondern das Heft als Beilage des Verbandsjournals kostenlos an alle 25.000 Vereine verschickt“, sagt Biermann. Über 200.000 beträgt die Auflage. Eine stolze Zahl, findet auch DFB-Präsident Wolfgang Niersbach: „Das Projekt hatte vom ersten Augenblick an unsere volle Unterstüt- zung. Für mich ist beeindruckend, wie viele jüdische Spieler, Trainer und Funktionäre den deutschen Fußball mit aufgebaut und gestaltet haben und dann Opfer von Vertreibung und Mord wurden. Daran zu erinnern, ist und bleibt eine wichtige Aufgabe.“ „Wir wollen zeigen, dass es neben Hirsch, Bensemann oder Landauer noch viel mehr Juden in den Vereinen gab“, erklärt Biermann, „ganz normale Mitglieder. Das Heft ist natürlich nicht vollständig, kann es auch gar nicht sein. Es soll anregen, sich in der Geschichte seines Vereins umzuschauen.“ Und die Reaktionen? „Absolut positiv. Die Leser fanden das Heft toll. Die negativen Briefe und Mails, mit denen wir bei diesem Thema auch gerechnet haben, sind bis auf wenige Ausnahmen ausgeblieben.“ Außerdem haben etwa in Städten wie Leipzig und Dresden lokale Geschichtsforscher die Arbeit vor Ort fortgesetzt. Reaktionen aus Israel und Schweden – und aus der Bundesliga Das bestätigt auch Henry Wahlig, der als Doktorand zusammen mit Lorenz Peiffer unzählige Dokumente gesammelt, gesichtet und die Biografien verfasst hat: „Es ist anders als noch vor fünfzehn oder zwanzig Jah- ren“ , resümiert der Fan des VfL Bochum ein Jahr nach der Veröffentlichung. „Das Heft kommt zur richtigen Zeit. Die Vereine haben sich geöffnet, einige haben Museen oder Archivare, es gibt eine Fanszene, die sich auch für diese Teile der Vereinsgeschichte interessiert.“ Nicht nur Mails aus Schweden, Israel und den USA gingen ein, von Synagogen, Gedenkstätten und anderen Trägern der institutionalisierten Erinnerung. Auch Vereine und Fans schrieben, luden Peiffer und Wahlig zu Vorträgen ein, baten um Quellen und Dokumente, um Tipps für lokale Partner. Fans aus Göttingen, Oldenburg und Osnabrück organisierten Gedenkabende für Ludolf Katz, Leo Hirschtick und Felix Löwenstein. „Auch Lizenzver- eine haben angefragt, von der Bundesliga bis zur 3. Liga. Die haben vergeblich nach einem Mitglied ihres Vereins gesucht und wollten das jetzt erforschen lassen.“ „Das Heft“, fasst Lorenz Peiffer abschließend zusammen, „hatsichabsolutgelohnt.EsistThemainderFußballszene. Eine Generation nach den ersten Artikeln und Büchern, gut zehn Jahre nach den ersten Forschungsaufträgen von DFB und Vereinen. Die Fans kennen ihre jüdischen Präsidenten und Trainer, feiern sie manchmal sogar mit riesigen Choreografien. In Mainz, in Bielefeld, bei Bayern, in Nürnberg und bei den Stuttgarter Kickers.“ Vor allem auch in den Vereinen, die am 9. April 1933 mit ihren Unterschriften das Ende des jüdischen Fußballs eingelei- tet haben. Wie geht es weiter? „Wir würden zusammen mit der Kulturstiftung diese Geschichte gerne auch nach Israel tragen. Die Israelis lieben den deutschen Fußball, nicht erst seit dem WM-Sieg. Aber sie wissen fast nichts darüber, dass ihre Vorfahren den Grundstein für diese Erfolge gelegt haben.“ Der FuSSballvisionär und „Kicker“-Gründer Walther Bensemann, der dem DFB seinen Namen gab, starb 1934 im Schweizer Exil. Der Österreicher Fritz Kerr flüchtete 1933 in DIE Schweiz und übernahm das Traineramt bei den Stuttgarter Kickers 1951/52 erneut.

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