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Tätigkeitsbericht 2013 - UWE SEELER TANZT IM KULTURSTADION

Brasilianisches Fußballkulturfest zur Frankfurter Buchmesse

9FUSSBALLKULTUR KULTURSTADION–ESTÁDIODACULTURA „Ich war damals der beste Stürmer der Welt! Pelé? Der war von einem anderen Stern.“ PEPE, WELTMEISTER 1958 UND 1962, IM KULTURSTADION FUSSBALL VON EINEM ANDEREN STERN Trotz der Vielfalt an Themen und Angeboten, am Ende kann man über Fußball in Brasilien nicht nachdenken, ohne bei seinen Spielerlegenden zu landen. Längst bevölkern sie das kollektive Fußballgedächtnis, ob­wohl die meisten sie gar nicht mehr haben spielen sehen. Pelé, Garrincha, Zico, Ronaldo und all die anderen Großen ihrer Ära. Gut, dass es Zeitzeugen gibt. Zum Beispiel José Marcia, genannt Pepe. Der frühere Na- tionalspieler, Weltmeister 1958 und 1962, war über ein Jahrzehnt Sturmpartner von Pelé beim FC Santos und ist nach ihm mit 405 Ligatreffern zweitbester Torjäger der Vereinshistorie. Im KULTURSTADION erinnerte er sich in einer Gesprächsrunde an die ehemaligen Sturmkollegen Pelé und Garrincha und überraschte Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein mit seiner Sicht der Fußballgeschichte: „Ich war damals der beste Stürmer der Welt! Pelé? Der war von einem anderen Stern.“ Ob Wahrheit oder Legende, davon konnten sich die Zuschauer selbst ein Bild machen. Der Canal 100, eine in Brasilien seit 1950 populäre Produktionsfirma, ­präsentierte im KULTURSTADION in Europa noch nie gezeigte Aufnahmen des brasilianischen Fußballs der 50er- und 60er-Jahre. Revolutionäre Perspektiven auf Grasnarbenhöhe (durch spezielle Kameratunnel am Spielfeldrand) und eine scharfkontrastige Schwarz-Weiß- Optik zeigen die Legenden des brasilianischen Fußballs nicht nur auf dem Höhepunkt ihres Schaffens, sondern in einer nahezu künstlerischen Ästhetik. „ZIEHT EUCH WARM AN, IHR DEUTSCHEN!“ Doch der knapp 80-jährige Pepe war nicht nur als Zeit- zeuge zu Gast, sondern auch als Trainer einer nicht ganz alltäglichen Mannschaft. Dem FC Pindorama nämlich, der Nationalmannschaft der brasilianischen Schriftstel- ler. Der Name geht auf die indianische Bezeichnung für „Land der Palmen“ zurück. Auf Anregung der DFB-Kul- turstiftung und des Goethe-Instituts São Paulo sowie der deutschen Autoren-Nationalmannschaft, der „Au- tonama“ (vgl. S. 10), hatte sich das Team aus den beiden Landes- und Kulturmetropolen São Paulo und Rio de Janeiro ein halbes Jahr zuvor gegründet. Nicht ganz ohne Hindernisse, wie ihr Kapitän Celso Campos Junior schildert. „Unsere Literatur ignoriert den Fußball – ich wieder- hole: Unsere Schriftsteller können nicht einmal einen simplen Einwurf ausführen“, schimpfte der Journalist und Dramaturg Nelson Rodrigues (1912 – 1980), als er sich über die geringe Aufmerksamkeit der brasiliani- schen Literatur dem Sport gegenüber beklagte. Seit- dem hat sich viel getan. Aber: „Beherrschen die Schrift- steller nun endlich die Kunst des Einwurfs?“, fragte sich der 35-jährige Autor und Journalist in seinem Essay „Tore und Texte – aber nicht zwingend in dieser Reihenfolge“, der kurz vor der Abreise des Teams nach

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