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Tätigkeitsbericht 2013 - GESCHICHTE HINTER DEN GESCHICHTEN

Fußball- und Gesellschaftsgeschichte – Drei Beispiele aus dem Förderprogramm der Stiftung

31FUSSBALLGESCHICHTE GESCHICHTEHINTERDENGESCHICHTEN Am 10. November 2013, einem Tag nach dem Gedenktag an die „Reichspogromnacht“ 1938, die mit der Zer- störung von Synagogen, Betstuben, Geschäften, Wohnungen und jüdischen Friedhöfen den Beginn der systematischen Ermordung von Millionen Juden im Holocaust markierte, erinnerte die „Initiative 1903“ auf dem notdürftig freigelegten Platz an diese Geschichte. Im Anschluss an sporthistorische Vorträge und die Eröffnung einer Ausstellung war wie 1922 der FC Hakoah Zürich Gast eines zeitgenössisch inszenierten „Ge- sellschaftsspiels“ (so nannte man damals Spiele mit nicht offiziellem Charakter) in Erinnerung an die glück- lichen und tragischen Zeiten der jüdischen Sportler. Gleichzeitig ein würdiger Beitrag des Fußballs zum Gedenken an die Verbrechen des Nationalsozialismus in Leipzig. WAS BORUSSIA DORTMUND MIT DER KIRCHE VERBINDET Zurück in die Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg hat sich auch Dr. Hermann Queckenstedt, Fußballfan und Direk- tor des Diözesanmuseums Osnabrück, begeben. Auf der Recherche nach der lokalen Osnabrücker Fußballge- schichte stieß er auf die kaum mehr vorstellbare Vielfalt der Fußballanbieter im ersten Drittel des 20. Jahrhun- derts. Vor 1933 gab es neben dem DFB gleich mehrere, zum Teil konkurrierende Dachverbände. Zum Beispiel den Arbeiter-Turn- und Sport-Bund (ATSB), der sogar Länderspiele austrug, unter anderem mit Erwin Seeler, Vater von Uwe Seeler. Aber auch konfessionelle Ver- bände wie die jüdischen Sportverbände Bar Kochba oder Makkabi, das evangelische Eichenkreuz sowie die katho- lische Deutsche Jugendkraft (DJK) fanden regen Zulauf. Eine Vielfalt, die teils merkwürdige Blüten trug: Im nördlichen Emsland beispielsweise war die DJK der einzige Sportverband, sodass trotz der konfessionellen Grenzen die evangelischen und jüdischen Vereine in den Spielbetrieb integriert wurden. Erst mit der Gleichschal- tung des Sports durch die Nationalsozialisten 1933 fand diese bunte Struktur ein jähes Ende. Die Ergebnisse seiner Forschungen flossen in die im Mai 2013 eröffnete Ausstellung „Kicker, Kult und Co.“ ein, die unter anderem das frühe Verhältnis von Kirche und Sport um die Jahrhundertwende beleuchtet. Einerseits haben viele, vor allem englische Traditionsvereine wie der FC Liverpool oder Manchester City ihre Wurzeln in Kirchengemeinden. Andererseits gab es in dieser Zeit auch starke, den Fußball ablehnende Stimmen in der Kirche. Vor allem der Sonntag als Spieltag war umstrit- ten. Frustriert von der Haltung ihres Kaplans gründeten junge katholische Männer in Dortmund daraufhin ihren eigenen Fußballverein, den Ballspielverein Borussia 09, heute einer der erfolgreichsten Traditionsvereine Deutschlands. Neben dem historischen Verhältnis von Kirche und Sport beschäftigt sich die Ausstellung auch mit dem viel weiter reichenden Verhältnis von Fußball, Glaube und Religion. Ein Thema von aktueller Relevanz, beschäftigen sich derzeit doch gleich mehrere Tagungen und Ausstellun- gen damit, zum Beispiel die Schwabenakademie Irsee, das Amsterdam Museum und das Historische Museum Basel. Basierend auf der Ausstellung in Osnabrück wurde im Mai 2014 nicht nur ein Teil der Tafeln und Exponate im Niedersächsischen Landtag ausgestellt, sondern auch die Ausstellung „Im Fußballhimmel wie auf Erden – Was Fußball und Religion verbindet“ im Kloster Dalheim eröffnet. Erweitert um zahlreiche interessante Origi- nal-Exponate, beschäftigt sie sich tiefer gehend mit dem Phänomen der Sakralisierung des Fußballs aus Ausdruck eines ungeahnten privaten und öffentlichen Bedeutungs- gewinns dieses Sports. Ein Thema von historischer wie auch aktueller Bedeutung – wie so viele Themen der Fußballgeschichte. FUSSBALL UND RELIGION - BRONZEKREUZ DES KÜNST- LERS BERND CASSAU ZUM 100-JÄHRIGEN BVB- JUBILÄUM 2009 DAMALS UND HEUTE – FUSSBALLFORSCHER BONA AUF DER WIEDERENT- DECKTEN SPORTANLAGE DES SK BAR KOCHBA

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