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Tätigkeitsbericht 2012

Drei-Länder-Turnier der deutschen, der polnischen und der ukrainischen Autoren-Nationalmannschaft

15FUSSBALL-KULTUR TURNIERautoren-nationalmannschaft zurückliegenden Spiele, schildert Lokalität und Pein der erworbenen Zerrungen, zeigt die schillerndsten Prellun- gen oder diskutiert über die Qualität der Übersetzungen vom Abend. Am nächsten Tag geht es weiter, tief in den Osten Europas, der Sonne entge- gen, auf die elfstündige Busfahrt nach Lemberg. Ein Bus voller Autoren „Ein Bus voller Autoren“, beschreibt Lucas Vogelsang für den Tagesspie- gel die weitere Reise, „ist vor allem auch ein Egotrip. Geballtes Einzel- gängertum, jeder für sich ein Kos- mos aus Geschichten, autark. Aber nun werden Berührungen erzwun- gen. Man kann sich, an Bord des Busses, im Hotel, auf dem Fußball- Die Sprachbarrieren werden mit Körper- einsatz umgangen. Der Rest ist Fußball, das Esperanto der kurzen Hosen und Stollenschuhe. platz, in der Enge des Raumes, ja gar nicht aus dem Weg gehen. Das ist natürlich ganz im Sinne der Brückenbild- ner der Kulturstiftung, deren Leiter Olliver Tietz irgend- wo kurz vor der ukrainischen Grenze zufrieden feststellt: ,Völkerverständigung ist ja nicht, wenn da einfach zwei Fahnen aufgestellt werden, es ist nicht die symbolische Geste wie beim Wimpeltausch, dann Händeschütteln und ein paar Fotos. Eine gemeinsame Busfahrt ist da sehr viel mehr wert.´ Mit dem gemeinsamen Grenzübertritt verringert sich tatsächlich die anfängliche Distanz. Die polnischen Spie- ler öffnen Plastikflaschen mit polnischem Wodka, selbst gebrannt. Die Deutschen lesen polnische Lyrik in der Übersetzung oder raffen in Gesprächen mit den Ukrai- nern das letzte noch verfügbare Schulrussisch zusam- men. Die Sprachbarrieren werden mit Körpereinsatz umgangen. Der Rest ist Fußball, das Esperanto der kur- zen Hosen und Stollenschuhe. Es mag auf den ersten Blick widersinnig klingen, doch erst über das Spiel beginnt auch eine literarische Annäherung, befördert von der Neugier auf den anderen, der gerade noch, hartnäckig und schweißgetränkt, Gegenspieler war, später aber aus seinem letzten Gedichtband liest. Ein viel größeres Kon- trastprogramm zum antiseptischen Speeddating im Back- stagebereich einer Buchmesse kann es kaum geben. Und fast scheint es, als würde der Schriftsteller auf dem Platz vergessen, dass er Schriftsteller ist. ‚Auf dieser Reise ist eine Nähe entstanden. Interessant ist aber, dass die Nähe auf dem Fußballplatz dann wieder weg war‘, sagt Autonama-Trainer Klaus Döring dann auch am letzten Abend der Reise, am 16. Mai auf der Dachterrasse eines Restaurants in L‘viv. Neben ihm steht der polnische Abwehrchef Jan Grzergorczyk und nickt: ‚Wir waren Gegner und Freunde zur gleichen Zeit.‘ Eine Woche ist vergangen seit dem ersten Treffen in Berlin. Jeder, das wird an den zu- meist schleppenden Bewegungsab- läufen deutlich, hat alles gegeben. Es herrscht dennoch der Lärmpegel einer Bahnhofshalle, Sprachfetzen fliegen durch die Luft. Polnisch, Ukrainisch, Englisch, Russisch, Deutsch und auch wieder: Fußball.“

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