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Tätigkeitsbericht 2012

Drei-Länder-Turnier der deutschen, der polnischen und der ukrainischen Autoren-Nationalmannschaft

14FUSSBALL-KULTUR TURNIERautoren-nationalmannschaft In der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau Am nächsten Tag steigt ein großer Teil der deutschen Spieler in einen Linienbus und begibt sich auf die einein- halbstündige Fahrt nach O´swie¸cim. DenBesuchderGedenk- stätte des Konzentrationslagers Auschwitz beschreibt Norbert Kron später auf ZEIT online: „Als wir auf der Au- tobahn bei Katowice den Wegweiser nach „O´swie¸cim“ passierten, fragte ich im Bus meinen Sitznachbarn, den polnischen Lyriker Robert Król, was er zu unserem ge- planten Besuch in der Gedenkstätte meine. Króls Antwort war ein Zögern. Er erzählte mir, dass seine Großmutter drei Jahre lang in Auschwitz inhaftiert gewesen sei. Sie war keine Jüdin, auch keine politische Gefangene, ein- fach eine junge Frau, die wie viele Polen von den Nazis als Arbeitssklavin dorthin deportiert wurde. Von Fotos, sagte er, kenne er ihre eintätowierte Häftlingsnummer. Das verdeutlicht die verstörende Realität, in der man sich hier bewegt. In Krakau, wohin man auch kommt, werben Reiseveranstalter mit Tagestouren. Ein bizarrer Tourismus, der irritierend an Kaffeefahrten nach Neu- schwanstein oder Disneyland erinnert. Doch nicht weni- ger merkwürdig ist es, den Linienbus Krakau-Auschwitz zu besteigen. Wohin man hier auch tritt, in die Baracken oder auf die sogenannte Rampe, der Ort bleibt zunächst auf seltsame Weise stumm. Es braucht Zeit, bis sich die eigenen Gefühle gegen die drastischen Bilder, die man von hier kennt, durchsetzen. Als wir eine Stunde später die Ausstellung im Stammlager Auschwitz besichtigten und dort wieder die hundertfach gesehenen Fotos von Die Autoren-Nationalmannschaft Die deutsche Autoren-Nationalmannschaft, kurz: Auto- nama, wurde 2005 auf Initiative von Thomas Brussig gegründet. Auf einem Acker in Mecklenburg-Vorpom- mern, trainiert von Hans Meyer, wurden die Schriftstel- ler zum Team. Es folgten Spiele gegen zahlreiche Autoren-Nationalmannschaften, u. a. aus Italien, Schweden, Saudi-Arabien, der Türkei und Argentinien. 2010 gewann die Autonama die Autorenfußball-Europameisterschaft. Neben Hans Meyer wurde die Mannschaft von Jörg Berger und Dettmar Cramer trainiert. Im Suhrkamp-Verlag erschienen die Textsammlungen „Titelkampf“ (2008) und „Fußball ist unser Lieben“ (2011). Seit 2008 besteht eine intensive Zusammenarbeit mit der DFB-Kulturstiftung, die den fußballerischen Kulturaustausch mit beson- ders beziehungsreichen Ländern ermöglicht. Ausgangspunkt der Kooperation war das Gastspiel der israelischen Schriftsteller-Na- tionalmannschaft in Berlin unter Schirmherrschaft des damaligen Außenministers Frank-Walter Steinmeier und Dr. Theo Zwanziger aus Anlass des 60. Jubiläums der Staatsgründung Israels sowie das Rückspiel in Tel Aviv im Dezember 2008. Seitdem hat sich die Autoren-Nationalmannschaft zu einem anerkannten Botschafter für deutsche Literatur und für Völkerverständigung entwickelt. der „Rampe“ sahen, war etwas in mir in Gang gekommen, was mich seither nicht mehr losge- lassen hat. Es begleitete mich auf der Rückfahrt im Linienbus, in der Nacht beim Einschlafen, auf dem Fußballplatz, als wir wie- der gegen die polnischen Auto- ren spielten, unter ihnen Robert Król in seinem weiß-roten Trikot. Für ihn war es wichtig, zu hören, dass wir in Auschwitz waren.“ Abends, bei der Lesung in der malerisch oberhalb Krakaus ge- legenen Villa Decius, polnischer Partner der DFB-Kulturstiftung, lesen Polen, Ukrainer und Deut- sche in ihren Muttersprachen. Die Übersetzungen werden jeweils auf eine Leinwand gebeamt, so- dass die zumeist jüngeren polni- schen Zuhörer auf der Höhe sind. Der in Berlin lebende ukrainische Autor Volodimir Serhijenko liest gemeinsam mit Frank Willmann, einer der Ideengeber und Mitor- ganisatoren des Drei-Länder-Tur- niers, eine Erzählung über seine Heimatstadt Lemberg (ukrainisch: L´viv). Jan Grzergorczyk trägt aus seiner pol- nischen Bestseller-Trilogie über die Fälle des Priesters Grojer vor. Mit Blick auf den nächtlichen Park der Villa sind später dann die Sprachgrenzen längst verschwom- men. Man spricht über die Tore und Zweikämpfe der

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