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DFB-Pokal 2015 Frauen - GROSSE BÜHNE FÜR DEN LETZTEN AUFTRITT

Schiedsrichterin Moiken Wolk

DFB-Pokal » 201525 EINEGRÖSSEREBÜHNE,EINENBESSERENABSCHLUSS,EINEN WÜRDIGEREN RAHMEN KÖNNTE ES FÜR MOIKEN WOLK GAR NICHT GEBEN. Wenn die Schiedsrichterin heute Abend gegen 19 Uhr letztmals in ihre Pfeife pustet, wenn sie das Finale des DFB-Pokals zwischen dem VfL Wolfsburg und dem 1. FFC Tur- bine Potsdam beendet, dann geht auch für sie selbst eine Ära zu Ende. Denn nach beinahe 25 Jahren wird sich Wolk aus der aktiven Schiedsrichterei zurückziehen: „Mehr als zwei Drittel mei- nesLebenshatmichdiesestolleHobbybegleitet.Eshatmirunheim- lichvielgegebenundmichalsPersönlichkeitgeprägt.Ichwarimmer mit viel Herzblut bei der Sache. Jetzt allerdings habe ich für mich selbst entschieden, dass es Zeit für einen Schlusspunkt ist.“ EinneuerLebensabschnittwirdbeginnen.Die34-Jährigewirdmehr Zeit haben für die Familie, für die Freunde, für den Beruf – sie arbei- tet in der Sparkasse Worms-Alzey-Ried. „Ich weiß noch gar nicht so richtig, wie es sein wird, wenn ich am Wochenende plötzlich nicht mehr den ganzen Tag unterwegs bin, um ein Spiel in der Alli- anz Frauen-Bundesliga zu leiten. Sicher wird mir etwas fehlen. Ich bin gespannt auf diese Erfahrung.“ Obwohl, es ist ja noch gar nicht so lange her, da musste sie bereits eine anderthalbjährige Zwangspause wegen einer Erkrankung an Lymphdrüsenkrebseinlegen.EswareinSchock,allesanderespielte plötzlich keine Rolle mehr. Auch der Fußball war ganz weit weg. „Zum Glück kam damals mein Bruder Christofer als passender Spender für eine Stammzelltransplantation infrage“, sagt Wolk. „Das hat mir das Leben gerettet. Seitdem weiß ich, wie wichtig es ist,dasssichdieMenschenalsSpenderregistrierenlassen.“Danach hat sie den Weg zurück ins Leben gefunden, auch auf den Platz, auch zur Schiedsrichterei. Eigentlich wollte Moiken Wolk als kleines Kind selbst Fußball spie- len, selbst Tore schießen. Es war gar nicht ihr Plan, über Ecken, Ein- würfe, Foulspiele oder Elfmeter zu entscheiden. Aber sie war eben nicht das größte Talent. Und als bei ihrem damaligen Heimatverein SVKirchheimzweiMannschaftenzueinerSpielgemeinschaftzusam- mengelegt wurden, war für sie plötzlich kein Platz mehr. „Damals war ich sehr enttäuscht, weil ich nicht mehr regelmäßig spielen durfte. Heute muss ich sagen, dass das mein großes Glück war.“ Denn dann hat Markus Merk, ein Freund der Familie, Moiken Wolks Eltern empfohlen, ihr doch mal die Schiedsrichterei vorzuschlagen. „Und so kam es, dass ich mit elf Jahren die ersten Bambini-Begeg- nungen betreut habe.“ Danach ging es immer weiter. Die ersten Spiele im Jungenbereich, die ersten Partien im Männerfußball und 2002 schließlich der Aufstieg zur DFB-Schiedsrichterin, 2005 kam die Nominierung zur FIFA-Assistentin noch hinzu. „Ich bin als Schiedsrichter viel herumgekommen. Einer der Höhe- punkte war ganz sicher die U 20-Weltmeisterschaft 2008 in Chile. Im gleichen Jahr war ich beim Algarve Cup dabei“, erzählt Wolk. Unvergessen bleiben für sie natürlich auch die beiden Einsätze als Assistentin beim DFB-Pokalfinale vor einigen Jahren noch in Ber- lin – und ihre Nominierung zur Leitung des Endspiels 2007. „Es war eigentlich ein sonniger Tag damals in der Hauptstadt. Nur während der 90 Spielminuten gab es Wolkenbrüche über dem Olympiastadion“, erinnert sie sich. Und sportlich? Der 1. FFC Frank- furttrafaufdenFCR2001Duisburg.FrankfurtistfrühdurchRenate Lingor in Führung gegangen, kurz vor der Pause hat Sonja Fuss für Duisburg ausgeglichen. Danach ist nicht mehr viel passiert – bis zum Elfmeterschießen, in dem sich der FFC schließlich den Titel sichern konnte. Später holte sich bei den Männern der 1. FC Nürn- berg durch einen Sieg gegen denVfB Stuttgart den DFB-Pokal. Wolk ist die erste Schiedsrichterin in Deutschland, die das Endspiel zum zweiten Mal leiten darf: „Deshalb war ich völlig überrascht, als ich davon erfahren habe. Ich hatte niemals damit gerechnet. Es hat mich wirklich aus den Socken gehauen.“ Sie freut sich riesig auf das Duell zwischen zwei der besten Mannschaften in Deutschland. Es ist noch gar nicht so lange her, es war im März, als sie bereits ein Aufeinandertreffen zwischen Wolfsburg und Potsdam geleitet hat. Damals in der Allianz Frauen-Bundesliga, damals gewann Tur- bine mit 2:0. Eine besondere Vorbereitung ist also nicht nötig. Sie kennt die bei- denMannschaftenbereits,dieSpielerinnenjasowieso:„JedesSpiel ist anders. Man weiß vorher nie, was passieren wird.“ Und deshalb wird sie es so wie immer halten. Sie wird die Begegnung möglichst unauffälligleiten.Wennmöglich,wirdsiedenSpielflussnichtunter- brechen. Am liebsten ist es ihr, wenn man hinterher gar nicht mehr über sie spricht: „Dann weiß man, dass man keinen Fehler gemacht hat.“ Aber wenn es nötig ist, kann sie auch durchgreifen. In dieser Saison in der Allianz Frauen-Bundesliga hat sie bereits drei Spie- lerinnen des Feldes verwiesen. Viel mehr werden ganz sicher nicht dazukommen. Denn nach den 90 Minuten heute wird sich der Vor- hang schließen. „Ich war immer mit viel Herzblut bei der Sache.“ ›SvenWinterschladen

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