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EBS Jahresbericht 2011

Seit 2001 engagiert sich die DFB-Stiftung Egidius Braun gemeinsam mit dem Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ mit Hilfsprogrammen in der Ukraine.

20 Osteuropa Eine Chance zu überleben Seit 2001 engagiert sich die DFB-Stif- tung Egidius Braun gemeinsam mit dem Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ mit Hilfsprogrammen in der Ukraine. Besonders wichtig ist dabei das Enga- gement für das Kinderkrankenhaus Nr. 16 in Charkow. Einst hatten viele der jungen Krebs-Patienten dort keine Chance zu überleben. Heute werden die Kinder gesund. Der Journalist Rolf Bau- erdick war vor Ort. Es muss sich um ein Missverständnis han- deln. Um einen Schreibfehler der Hospi- talverwaltung. Denn das blasse Mädchen mit der fahlen Haut und den müden Augen ist gewiss nicht älter als elf oder zwölf. Laut Krankenakte aber ist Sneskana bereits sechzehn. Doch das junge Mädchen mit dem Körper eines Kindes ist krank. Und das chronisch. Sneskana leidet an Glome- rulonephritis, einem lebensgefährlichen Defekt der Nierenzellen. Deshalb muss ihr Blut drei Mal wöchentlich mit einer Ma- schine gereinigt werden. Dazu wird das Kind für einige Stunden an ein Dialysegerät angeschlossen, Sneskanas Rettungssta- tion. Die künstliche High-Tech-Niere steht in dem Kinderkrankenhaus mit dem unsen- timentalen Namen „Nr. 16“, einer von sieb- zehn Kinderkliniken in der ostukrainischen Millionenstadt Charkow. „Sneskana könnte es gesundheitlich weit- aus besser gehen“, sagt die Kinderärztin Tatjana Hartschenko. Die 52-Jährige ist Direktorin der Charkower Klinik und Spe- zialistin für Nierenerkrankungen. Sie kennt Sneskana schon seit vielen Jahren und weiß daher: „Das Mädchen braucht weit mehr als nur medizinische Hilfe. Denn Sneskana lebt nicht so, wie ein Kind mit solch einer Erkrankung eigentlich leben müsste.“ Lang ist die Liste jener Lebensmittel, die für Sneskana tabu sind. Ihr Essen darf nicht gebraten, geräuchert oder gesalzen sein. Fisch, Fleisch, Wurst sind strikt ver- boten, zudem darf sie nur sehr wenig trin- ken. Aber sie hat nie gelernt, ihre Ess- und Trinkgewohnheiten zu kontrollieren und strenge Diät zu halten. Wo auch? Kein Vater und keine Mutter haben sich je um die Gesundheit des Mädchens gekümmert. „Manchmal habe ich riesigen Heißhunger auf Chips“, erklärt sie ein wenig verschämt. „Dann esse ich eine ganze Tüte voll und trinke danach zu viel, weil ich so einen Durst bekomme.“ Mit eiserner Disziplin das eigene Leben retten Anders als die 14-jährige Julia, die regel- mäßig mit starker Disziplin und unterstützt von ihren Eltern ihre Dialysetermine zur Blutwäsche wahrnimmt, hat Sneskana nie ein behütendes Elternhaus kennengelernt. „Niemand hat auf die Ernährung des Kin- des geachtet“, erklärt Doktor Hartschenko. „Sneskanas Mutter ist alkoholkrank und kann nicht einmal für sich selber sorgen. Da ist es besser, wenn das Mädchen eine Weile hier in der Klinik wohnen und schla- fen kann.“ Seit Monaten lebt Sneskana schon in dem Krankenhaus. Sie weiß, dass nur eiserne Disziplin ihr Leben retten kann. „Ich muss lernen, nicht immer sofort zu trinken, wenn ich durstig bin“, sagt sie.

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