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EBS Jahresbericht 2011

Als Egidius Braun 1992 zum achten Präsidenten des Deutschen Fußball-Bundes gewählt wurde, war Nachhaltigkeit ein für einen Sportverband gänzlich ungebräuchlicher Begriff. Heute ist er in aller Munde.

9 doch sehen, wie sie zurechtkommen.‘ Kei- ner kann ohne den anderen leben.“ So die Kernaussage seiner Rede anlässlich der Verleihung des „Tecelote de Oro“ der Uni- versidad Autónoma de Guadalajara (Mexiko, April 1997). Auch für die Nach- wuchsförderung in Bulgarien, für karitative Maßnahmen in Moldawien, für die Sofort- hilfe nach dem katastrophalen Erdbeben in der Türkei hat er sich eingesetzt wie kaum ein anderer Sportfunktionär. Sinn in der eigenen Arbeit zu sehen, ist bedeutender als der persönliche Profit. Auch möchten die meisten Menschen das Gefühl haben, dass sie mit ihrer Tätigkeit zu einem bestimmten Zweck beitragen. Deshalb ist das Ehrenamt das tragende Element einer nachhaltig ausgerichteten Gesellschaft. Es schafft nicht nur materielle Werte, sondern auch unersetzliche geistige und soziale. „Unsere Ehrenamtlichen sind ein großes Heer von Sozialarbeitern, die wir gerade in Zeiten benötigen, in denen unsere Kinder und Jugendlichen besonders Halt und Orientierung suchen“, sagte er in seiner Rede zum DFB-Bundestag 1995. Wichtig ist dabei die Anbindung der Ehren- amtlichen in den vielen Vereinen an die sportliche Spitze. Sie sind das eigentliche Wurzelwerk der Nachhaltigkeit. „Was kann ich tun?“ Wer sich mit dem Leben und Wirken von Egidius Braun beschäftigt hat, weiß, was dieses Thema wirklich bedeutet – keine Definition, Podiumsdiskussion, kein Wer- bespot dringt so tief ins Bewusstsein wie eine solche Biografie, die lehrt, dass es immer auch darauf ankommt, den Blick vom eigenen unmittelbaren Verantwor- tungsbereich weg auf das Ganze der Gesell- schaft zu richten. Die entscheidende Frage muss lauten: „Was kann ich tun, um dafür einen wesentlichen Beitrag zu leisten?“ Ihn beschäftigte aber auch die Kernfrage, welche Fähigkeiten wir brauchen, um unsere Welt als Lebensraum zu erhalten und zugleich allen Menschen die Chance zur Erfüllung ihrer Bedürfnisse in Gegen- wart und Zukunft zu ermöglichen. Im Zusammenhang mit den Aufgaben und Zielen des DFB schloss er seine Rede zum DFB-Bundestag 1995 mit einer Reflexion über die Zukunft und zitierte einen Trend- forscher: „Die Zukunft ist kein Objekt der Erkenntnis, sondern des Handelns. Ich kann zwar nicht wissen, was die Zukunft bringt, aber ich kann – lassen Sie mich umformu- lieren – wir können darüber bestimmen, was wir in der Zukunft zu unternehmen gedenken.“ Es ging ihm bei allem, was er tat, darum, begreifbar zu machen, dass das eigene Handeln immer Konsequenzen hat und zwischen verschiedenen Handlungsalter- nativen gewählt werden muss. Auf der Basis eigener Entscheidungen entwickeln sich dann Werte und Haltungen, die zur Übernahme von Verantwortung befähigen und den ganzheitlichen Blick für globale Herausforderungen schulen. 2010 hat das DFB-Präsidium unter Leitung von Dr. Theo Zwanziger die DFB-Kommis- sion Nachhaltigkeit einberufen und beauf- tragt, neue Ideen zu entwickeln und dem Nachhaltigkeitsengagement des Verban- des ein schärferes Profil zu geben. Ein Blick zurück auf das Leben und Wirken von Egidius Braun kann und sollte dabei ein entscheidender Wegweiser sein, denn er war einer der wichtigsten Vermittler der Nachhaltigkeit – lange bevor der Begriff „zentral“ wurde im Verband. Zeugnis davon legt seine Rede aus Anlass der Verleihung des „Tecelote de Oro“ der Universidad Autónoma de Guadalajara im April 1997 ab: „Viele von Ihnen werden die Warnungen des Club of Rome gelesen haben, dass sich nur in weltweiter Solidarität die Probleme der Menschheit lösen lassen, dass die Gesetzmäßigkeiten der Ökologie zu beach- ten sind, wenn unsere Kinder morgen noch eine gesunde Umwelt vorfinden sollen und dass soziale Gerechtigkeit nicht auf das eigene Gemeinwesen eingeschränkt wer- den darf, sondern weltweit verstanden werden muss.“ Was (als Kernbotschaft) bleibt, ist die Erkenntnis, dass sich nicht das System ändern muss, sondern immer wir selbst, die wir das System sind. Menschen und Organisationen haben (sofern sie nicht selbstgefällig sind) das Potenzial, auf einer stabilen Wertebasis Zukunft nachhaltig zu gestalten, wenn Visionen und das realisti- sche Erkennen der Gegenwart ineinander- greifen.

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