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EBS Jahresbericht 2011

Als Egidius Braun 1992 zum achten Präsidenten des Deutschen Fußball-Bundes gewählt wurde, war Nachhaltigkeit ein für einen Sportverband gänzlich ungebräuchlicher Begriff. Heute ist er in aller Munde.

6 Juli Freunde und Weggefährten hatten sie neben ihren Familien eingeladen, um gemeinsam ihren 50. Geburtstag zu feiern. Claus Adelmann vom Fußball-Verband Mit- telrhein und Wolfgang Möbius vom Deut- schen Fußball-Bund baten, statt üblicher Präsente, um eine Spende für Kinder mit Handicap in Charkow/Ukraine. August Es war ein besonderes Ereignis, das mit vielen Gästen im Weißen Saal des Aachener Rathauses begangen wurde: Die Mexico- Hilfe feierte ihr 25-jähriges Jubiläum. Dr. Theo Zwanziger, Franz Beckenbauer, Rudi Völler, Toni Schumacher und Horst R. Schmidt kamen wie viele andere in die Domstadt, um mit Egidius und Marianne Braun diesen Tag zu feiern. September Das psychosoziale und therapeutische Beratungszentrum für Flüchtlinge und Fol- terüberlebende „Refugio“ ist das einzige seiner Art in Norddeutschland. Die DFB- Stiftung Egidius Braun unterstützte die Arbeit der Einrichtung mit 2.000 Euro. Den Scheck überbrachte Dieter Stumpe, der Beauftragte für Sozial- und Gesellschafts- politik des Bremer Fußball-Verbandes. Jahresbericht2011 Weggefährten beschreiben ihn liebevoll als querköpfig und stur, wenn er unbedingt auf den Weg bringen wollte, was er als zwingend notwendig erkannt hat: „Wenn es Spitz auf Knopf steht, bringt ihn nie- mand mehr von seiner Linie ab“, so die Frankfurter Rundschau im Februar 1995 zu seinem 70. Geburtstag. Ob als Schatz- meister oder Präsident: Der Weg war für ihn immer schon das Ziel des Gelingens. Im Englischen gibt es kein Wort für „Gelin- gen“, sondern nur „success“, was bedeutet, zielfixiert zu sein, aber nicht prozessori- entiert. Im Chinesischen dagegen heißt es „Der Weg ist das Ziel“, was nichts anderes bedeutet, als dass es auf die Gestaltung von (Schaffens-)Prozessen ankommt, bei denen das Ziel „unterwegs“ erreicht wird. Er hat es „hartnäckig, akribisch, penibel, zuweilen sogar pedantisch“ verfolgt. Dafür wurde er von seinen Weggefährten bewun- dert – zumal das „von ihm abgesteckte Spielfeld weitaus größer war als die 110 mal 60 Meter eines Fußballplatzes, auch nicht beschränkt auf den DFB, sondern ausgedehnt auf alle gesellschaftlichen Ebe- nen“. Er war eben ein „Macher“, so Horst R. Schmidt, „der unendlich viel machbar machte, und außerdem ein glänzender Repräsentant.“ Gesellschaftspolitisch sind Macher wie er unverzichtbar, weil sie „Mensch“ sind, an Querverbindungen interessiert, und in ihrem ganzheitlichen Wirken deutlich machen, dass man nicht nur Zahlen addie- ren darf, sondern immer wissen muss, dass Menschen „im Spiel“ sind, die man zu gewinnen hat, um etwas durch Sport mit seinen Einflüssen und ungeahnten Mög- lichkeiten zu bewirken. Ein wichtiger An- trieb, sich zu engagieren, waren für ihn neben der Liebe auch Demut, die für ihn neben der Empathie die wichtigste Haltung des Menschen ist: Demut ist die Basis des Mitgefühls, ohne sie besteht die Gefahr, dass sich Hochmut einschleicht und ein falsches Selbstbild entsteht. Sein Handeln und Engagement wurde durch sein Lebensmotto „Fußball – Mehr als ein 1:0“ bestimmt. Für den DFB konzi- pierte er die sogenannte Drei-Säulen-Theo- rie (Leistungssport, Breitensport und sozia- les Engagement), die immer mit folgenden Grundsatzfragen eng verbunden war: Was dient den Vereinen? Hat unser Handeln einen sozialen Bezug? Steigert es das Ansehen des Fußballsports? Die Menschen in den Vereinen sollten spüren, dass der Verband für sie da ist, ihre Probleme ver- steht und bei Problemlösungen hilft. Ver- einsservice war für ihn nicht nur Pro- gramm, sondern auch Herzenssache. Um diese Aufgaben zu bewältigen, braucht es „Unternehmer“ – und das sind alle, die etwas „unternehmen“ und nicht managen. Wie sehr ihn das Wesen des Unternehmer- tums prägte, zeigen Stationen seiner Bio- grafie: Er war Volontär in einem Aachener Export- und Importunternehmen für Agrar- produkte und übernahm nach nur drei Wochen dort die Aufgaben einer Führungs- kraft und wurde mit 21 Jahren Treuhänder der Firma. Dabei ist er immer er selbst geblieben. Ethik – kein lästiges Hindernis Zu Beginn der Französischen Revolution machte Graf Mirabeau auf einen Abgeord- neten aus der nordfranzösischen Stadt Arras aufmerksam, den noch niemand kannte – es war Robespierre: „Der wird es weit bringen; denn er glaubt alles, was er sagt.“ Das heißt auch, dass Moral nur dort Fuß fasst, wo sie auch vorgelebt und „Rücksicht“ genommen wird. Denn vor- wärts kommt nur, wer seine Mannschaft „abgeholt“ hat. Schon Jesus von Nazareth, für viele Menschen der Inbegriff des Ret- ters, Rebellen und Sinnstifters, fragte die zwölf Apostel stets nach ihrer Bereitschaft, ihm zu folgen: „Seid ihr bei mir?“ Egidius Braun, der auch liebevoll „Pater Braun“ genannt wurde, achtete darauf, dass er alle mitnahm und sorgend Anteil an ihnen nahm. Unvergessen ist seine beeindruckende Reaktion, als während der Fußball-Weltmeisterschaft im Juni 1998 in Lens deutsche Hooligans den französi- schen Gendarmen Daniel Nivel fast zu Tode schlugen. Er demonstrierte Mitgefühl und teilte das Leid mit dem Opfer, verfiel nicht in die geschäftige Routine eines „Mana- gers“, sondern blieb ein humanitärer

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