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EBS Jahresbericht 2011

Hermann Selbherr, der frühere Vorsitzende des DFB-Spielausschusses, lotste zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 die Nationalmannschaft Togos nach Wangen.

Selbherr sieht die Chance, ein bestehen- des Berufsbildungszentrum auszubauen. Arnold Janssen, ein Steyler Missionar, hat Missionare in zehn exotische Länder ge- sandt – eben auch nach Togo. Schon 1879 schickte Arnold Janssen die ersten Mis- sionare nach China. Es folgten Togo, Papua- Neuguinea, Japan, die Philippinen und Lateinamerika. Als Arnold Janssen 1909 in Steyl stirbt, wirkten die Steyler Missio- nare bereits in zehn Ländern – getreu dem Motto ihres Gründers: „Zunächst heilen, dann belehren und erst dann taufen.“ Für acht Wochen ein Teil Afrikas Ein Missionar ist Hermann Selbherr gewiss nicht. Aber wenn der frühere DFB-Präsi- dent Gerhard Mayer-Vorfelder ihm begeg- net, schlägt er ihm freundschaftlich auf die Schultern und sagt: „Na, Du alter Askari!“ Askaris waren um die Wende zum 20. Jahrhundert jene Eingeborenen, die von den Kolonialmächten für niedrige Dienste benutzt wurden. Insofern muss Mayer-Vorfelders Äußerung als anerken- nende Ironie gewertet werden, denn was Selbherr als „Askari“ für Togo geleistet hat, verdient Hochachtung, ist aller Ehren wert und relativiert die Bedeutung seines Auftrittes bei Pokalauslosungen. Und gleich wird er wieder bescheiden: „Ohne die Hilfe von Dr. Theo Zwanziger und Horst R. Schmidt wäre das nicht möglich gewesen.“ „Das“, ist das Schlüsselwort. Hermann Selbherr hat zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 Togo nach Wangen gebracht. Selb- herr: „Im Oktober 2005 hatte sich Togo für die WM in Deutschland qualifiziert. Sofort habe ich aktiv für Wangen gewor- ben. Dann habe ich die Togo-Delegation bei der Auslosung in Leipzig und während der Afrikameisterschaft in Kairo betreut, auch beim Workshop aller WM-Teilnehmer in Düsseldorf. Im April 2006 kam dann die Unterschrift, dass sie in Wangen ihre WM- Zelte aufschlagen werden.“ Die Begeiste- rung in Wangen war groß; die Stadt wurde für fast acht Wochen zu einem Teil Afrikas. Grundschulen aus Wangen und Umgebung spielten die Weltmeisterschaft aus; auch in Wangen gewann übrigens die italienische Mannschaft den Titel. Seitdem gibt es die TogoHilfe Wangen, die von der DFB-Stiftung Egidius Braun und dem Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ zunächst mit einer Starthilfe unterstützt wurde. „Seit 2011 haben wir darüber hinaus für fünf Jahre die Zusage, bis zu 5.000 Euro jährlich für das Projekt abzufordern, wenn wir hier vor Ort die entsprechende Summeauchaufbringen.Motivationpur…“, betont Selbherr. „Es hat bestimmt auch gewirkt, dass wir seit Jahren die Arnold- Janssen-Schule unterstützen. Wir schaffen Schulgeldpatenschaften, um eine hand- werkliche Ausbildung zu ermöglichen. Wir können helfen, Lehrer zu bezahlen. Wir haben dank einer großzügigen Investition von Misereor die Schulgebäude um 700 Quadratmeter erweitert und es können jetzt bis zu 400 Schüler auch berufsbildend geschult werden. Und dass jetzt auch gleichberechtigt Fußball gespielt werden kann, hat bestimmt auch dazu beigetragen, dass die Zahl der Schulabbrecher signifi- kant zurückgegangen ist“, sagt Selbherr. Es sollte erwähnt werden, dass ein Fach- mann spricht. Oberstudiendirektor Selb- herr war von 1987 bis 1997 Leiter der be- rufsbildenden Schulen in Leutkirch. Hilfe zur Selbsthilfe Nachdem der einzige Schreiner in Bassar, der vor Jahrzehnten von Deutschland aus- gewandert war, starb, stand das ganze Gebiet ohne Schreiner da. Inzwischen hat sich durch Selbherrs Initiative eine junge Frau, Zimmerin und Sattlerin, in alter Ma- nier auf die Walz gemacht und an der Schule während drei Monaten elementare Grundausbildung im Zimmern und Nähen vermittelt. Weitere Berufsfelder wie Elek- triker, Maurer oder Landwirt werden unter- richtet. Wangen schickte 2009 einen Con- tainer per Schiff nach Bassar, dessen Prunkstück ein von der KFZ-Klasse der Wangener Friedrich-Schiedel-Schule wieder aufgemöbelter VW-Bus war. 20 Computer und Bildschirme, eine Drehmaschine, eine Kreissäge, drei per Pedal angetriebene Nähmaschinen, gebrauchte und neue Werk- zeuge, teils in Werkzeugkästen auf die ver- schiedenen Ausbildungsberufe bezogen, ein Druckluftkompressor, gebrauchte Büro- schränke in Stahl, Schreibtische, Arbeits- bänke, Schraubstöcke und Rohrschneider, Büroschränke, offene Regale, Spültische, Arbeitstische und eine gestiftete Photo- voltaikanlage im Werte von 15.000 € galt es, zu verstauen. Das erforderte wahrlich Verladekünste von einem Spezialisten. Die Sonnenenergie-Gewinnanlage ist seit 2011 in Betrieb. Hilfe zur Selbsthilfe, Bei- spiele für Dinge, die angestoßen werden und sich entwickeln. Nachhaltigkeit, neu- deutsch für „dauerhaft geschafft“. Und dennoch legt sich immer ein Schatten von Trauer über all die Freude an den Fort- schritten. Als Togo Anfang 2010 per Bus zu den Afrikameisterschaften nach Angola reiste, gab es einen Überfall von Rebellen. Drei Delegierte starben, mehrere Spieler wurden verletzt; einige mussten ihre Kar- riere beenden. Es war ein Tag der Trauer in Wangen. Und Hermann Selbherr sin- niert: „Hilfe für ein afrikanisches Land ist immer Sisyphus-Arbeit, denn man trifft auch solche, die lieber zerstören als auf- bauen.“ Weitere Informationen: www.togohilfe-wangen.de Freundschaftsspiel Togo–FC Wangen Ankunft der Togolesen in WangenDie Schule in Bassar

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