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EBS Jahresbericht 2011

Der Kinderkulturpalast des Traktorenwerks in Charkow ist ein weiteres Projekt, das die DFB-Stiftung Egidius Braun und das Aachener Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ in der Ukraine unterstützen.

Bunte Kunstwerke gegen die Platten- bausiedlung Zeitgleich beschäftigen sich Bogdan, Vasili, Valeria und Anastasia mit zwanzig weiteren Jungen und Mädchen in der Töpferwerk- statt. Am liebsten modellieren sie Blumen- blüten und Tierminiaturen, vorzugsweise Teddybären, Schwäne und Katzen. In den Regalen stapeln sich kindliche Kleinode aus gebranntem Ton, bunte Kunstwerke gegen die Hässlichkeit der monotonen Charkower Plattenbausiedlungen, denen die Kinder dreimal in der Woche entfliehen. Dafür nehmen Maria und Bogdan zwei Stunden Busfahrt auf sich: „Weil es hier toll ist und wir hier unsere Freunde treffen.“ Für den guten Geist im Grau des Alltags sorgt der freundliche Anatoli Melnikov. Seit 1971 ist er der Direktor und die Seele des Kulturpalastes. Längst schon hätte er sich als Pensionär zur Ruhe setzen können. Aber Anatoli will vom verdienten Altenteil auch mit dreiundsiebzig Jahren nichts wis- sen. „Ich kann mich einfach nicht von den Kindern trennen“, sagt er. „Sie alle wollen etwas schaffen, wollen schöpferisch sein und sich im fairen Wettstreit miteinander messen. Solange ich diese Leidenschaft, diese Begeisterung in den Kindern wach- halten kann, solange habe ich hier noch eine Aufgabe.“ Trotzdem: Anatoli macht keinen Hehl daraus, dass sein Kinderkulturpalast, das Traktorenwerk und die Stadt Charkow bes- sere Tage gesehen haben. Zwei Jahrzehnte nach dem Untergang des Kommunismus und dem Ende der UDSSR zeugen gigan- tische Ruinen stumm von glanzvolleren Zeiten schwerindustrieller Produktion. Der wirtschaftliche Zusammenbruch der Sow- jetunion stürzte die Metropole Charkow in eine ernste Krise. Aufträge für die Rüstung blieben aus. Große Werke für Motoren und Klimaanlagen machten dicht. Von einer Fahrradfabrik, die einst Tausende Arbeiter beschäftigte, blieb nur ein trostloses Monu- ment des Verfalls. Ein verhängnisvoller Kreislauf kam in Gang. Die Zahl der Ob- dachlosen und verwahrlosten Kinder stieg dramatisch an. Ohne Perspektive auf Ar- beit wanderten viele Familien ab. Weniger Kinder wurden geboren. Seit der Wende sank die Zahl der Einwohner Charkows um 400.000 auf nunmehr 1,5 Millionen. „Der Kinderkulturpalast wurde zu einer Blütezeit des Traktorenwerks errichtet“, erzählt Direktor Melnikov. „Wir hatten hier ständig 1.500 Kinder. Es fehlte an nichts, weil der Staat alle Finanzmittel für die Kultur bereitstellte. Damals und heute,

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